Freitag, 29. Oktober 2010

Gut gegen Nordwind (Theater)

Tourplakat
Als absoluter Fan des Hörbuchs, war es natürlich ein Muss sich das Stück auch mal auf der Bühne anzugucken. Zwar musste ich mich erst an die "neuen" Stimmen gewöhnen, aber dann hat mich diese (natürlich leider verkürzte) Version und Umsetzung begeistert.

Aber worum gehts eigentlich?
Emmi will eigentlich nur ein Zeitschriftenabonnement kündigen, aber ihre e-Mails landen durch Zufall in Leos Postfach und nach einigem Hin- und her entwickelt sich eine sehr intelligente, witzig und sprachlich wundervolle e-Mail Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen und einem sehr unterhaltsamen Verlauf.

Die Darsteller
Walter Sittler als Leo und Aglaia Szyszkowitz als Emmi haben einen tollen Job gemacht und das Publikum gerührt und zum lachen gebracht.
Schön ists auch, wenns mal kurz spontan wird! Walter Sittler: Oh - jetzt hab ich einen Texthänger.............. läuft zu "Emmi" rüber, sie kriegt einen Lachflash. Er lässt sich soufflieren und rennt zurück auf seine Seite, sagt sein Sätzchen auf *bravo* und sie kriegt sich vor lachen nicht mehr ein. Wunderbar!!!! LIVE! :)

Der Text und die Handlung haben mich wieder einmal mitgerissen und ich habe einen wunderschönen Abend im Stadttheater verlebt.
Toll zu sehen, dass es nicht immer eines riesen Ensembles bedarf um die Bühne auszufüllen. Erst beim Schlussapplaus fiel mir - als regelmäßigem Theatergänger auf - wie wenig Personen zum verbeugen vorlaufen mussten *g*. 

Absolut lohnenswert!

Für alle die es verpasst habe, empfehle ich dringend das Hörbuch und garantiere wundervolle Stunden mit Emmi und Leo.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Wicked V, (Abendshow mit S.Weckerlin)

Besetzung:
Elphaba - Sabrina Weckerlin
Glinda - Valerie Link
Fiyero - Anton Zetterholm
Madame Akaber - Barbara Raunegger
Zauberer von Oz - Carlo Lauber
Nessarose - Janna Yngwe
Dr. Dillamonth - Thomas Wißmann
Moq - Ben Darmanin

 So spontan war ich - bis auf meine Theaterbesuche in London - in noch keinem Musical. Das Stück hatte ich ja schon mehrfach gesehen (In diesem Jahr bereits 2 x) und eigentlich hatte ich mir auch fest vorgenommen vor 2011 nicht mehr für die Hexen nach Oberhausen zu fahren - so sehr dieses Stück auch süchtig macht! 

Schlussapplaus
Lange Rede kurzer Sinn: Meistens kommt es anders als man denkt - vor allem bei mir!
Als sowohl Willemijn Verkaik (First Cast) und Roberta Valentini (alternierend) im September/Oktober krank wurden, musste für ein paar Wochen ganz spontan und fast ungeprobt Sabrina Weckerlin wieder in die Rolle der Elphaba schlüpfen.  Für mich Anreiz genug, um mich doch mal wieder ins Auto zu setzen und nach Oberhausen zu fahren. Die ersten Shows haben zeitlich nicht gepasst, aber am 16. hab ich dann doch noch schnell eine Karte für den nächsten Abend gebucht!  

WOW, richtige Entscheidung!
Sowohl das Stück, als auch die Songs haben mich wieder soooo dolle gepackt, dass ich 3 Stunden lang ganz verzückt auf meinem Platz am Bühnenrand saß und fasziniert wie beim ersten mal dem Treiben auf der Bühne zusah!

Sabrina Weckerlin war von der ersten Sekunde an (und ehrlich gesagt: ein bißchen zu meiner eigenen Überraschung), eine perfekte Elphaba. Ihr wird von Kritikern oft vorgeworfen, dass sie nicht klar genug artikuliert und somit schwer zu verstehen ist und -insbesondere was die Wicked-Rolle betrifft- zu sehr ihr eigenes Ding durchzieht. "Freestyle-Elphaba" hab ich mal gelesen. Vielleicht war das in Stuttgart so - ich vermag das nicht zu beurteilen, aber meine Meinung sieht wie folgt aus:
Sabrina steht die Rolle sehr gut. Sie ist eine süße, sehr hübsche Elphaba, die der Rolle zwar ihren eigenen Stempel aufdrückt, aber niemals aus der Rolle fällt. Ganz minimal hat sie hier und da mal ein bißchen den Text abgeändert (ob absichtlich, oder weil sie improvisieren musste, weiß ich nicht) - aber es war immer passend und hat mir ehrlichgesagt richtig gut gefallen. Mir fällt jetzt nur ein Beispiel ein. Nach der Geschichtsstunde, als es um die "Freunde" geht, sagt sie nicht "Macht nichts, ich hab sowieso keine", sondern "Geht nicht - ich hab keine". Ich fands charmant.
Außerdem hab ich noch nie ein so herrliches "Ach soo, klar" gehört, nachdem Fiyero achselzuckend sagt, dass sie in einem anderen Schloss wohnen...
Sie hat mit Begeisterung gespielt - man hat es ihr deutlich angemerkt. 
Ich liebe ihre warme, etwas dunkle Sprechstimme sehr! Auch gesanglich hat sie mir wirklich gut gefallen, auch wenn ich finde, dass sie in dieser Rolle nicht (wie niemand übrigens) an Willemijn ran kommt.
Ein paar Shows hatte sie schon gespielt, als ich sie sah, aber obwohl sie fast ungeprobt einspringen musste, merkte man ihr nicht die leiseste Unsicherheit an.
Sie hat mir sehr imponiert. Nicht umsonst ist sie eine meiner Lieblingsdarstellerinnen - Auch nach diesem Abend wußte ich wieder warum :)

Ein paar Worte auch zu Anton Zetterholm, den ich auch das erste mal als Fiyero gesehen habe... Ja er war süß... Seine Stärke ist es eine gute Figur zu machen und darstellerisch (Mimik, Gestik etc.) kann man wirklich nichts an ihm aussetzen - im Gegenteil (...ein Geknutsche war das *kicher*) ABER: man merkt ihm an, dass er kein deutsch spricht - Phonetikunterricht hin oder her und auch wenn der Akzent irgendwie süß ist - er kommt dadurch einfach ein klitzekleinesbißchen unsicher rüber und nicht jeder Witz kommt überzeugend rüber. Auch gesanglich hat er mich noch nicht vollends überzeugt, auch wenn er alles andere als schlecht gesungen hat. Ich glaube, er hat Potential und Möglichkeiten sich zu steigern. Dafür hat er ausgezeichnet getanzt - Beim tanzen wirkte Mathias Edenborn eher etwas steif - Das war bei Anton ganz anders. Vielleicht weil, er nicht ganz so groß ist wie sei Vorgänger. Anton und Sabrina wirkten zusammen toll. Man hatte das Gefühl, dass die Chemie stimmt. Wie schon erwähnt waren die Kussszenen ungewöhnlich lang und häufig, wieder ein Hinweis darauf, dass Sabrinas Elphaba ein bißchen anders ist... Aber zurück zu Anton: Noch habe ich ihn nicht zusammen mit Willemijn spielen sehen, habe aber da die Befürchtung, dass er im Vergleich zu jung wirkt. Ich bin da sehr gespannt! Vielleicht klappts ja bei nächsten mal, da Willemijn ja mittlerweile wieder spielt!

Als Glinda habe ich nun zum zweiten mal Valerie Link gesehen, die an diesem Abend auch recht spontan eingesprungen ist. Joana hatte Besuch und wollte sich die Show gerne im Publikum angucken. Mir war es sehr recht, denn mir gefällt Valerie nach-wie-vor gut und macht auch außerhalb der Bühne (wie Sabrina) einen sehr sympathischen Eindruck. Von allen drei derzeit spielenden Glindas ist sie mein Liebling. Wobei ich gestehen muss, dass ich Joana bisher nur Ausschnittsweise gesehen habe und mit ihrer Quitsch-Stimme nicht ganz warm werde. Sie erinnert mich zu sehr an die überdrehte Dianne Pilkington, die ich zweimal in London gesehen habe und die mir zu extrem war. Valerie ist insgesamt etwas zurückhaltender, was ich sehr mag!
Bei "Wie ich bin" musste ich schon wieder die Tränchen zurückhalten. So schön!

Fazit: Ein rundum gelungener Abend in OZ --> Jetzt kann ichs ja sagen: 2010 steht noch ein 6. Besuch an... soviel zum Thema erst wieder in 2011 *g*

Freitag, 15. Oktober 2010

The Birds of Alfred Hitchcock, Bielefeld

Die Cast beim Schlussapplaus
Eine Produktion des Theaters Bielefeld.

Inhaltlich geht es um die Dreharbeiten zu dem Hitchcock-Klassiker "Die Vögel" in dem Tipi Hedren die weibliche Hauptrolle spielt. Anfangs geschmeichelt über die Zuwendung des Regisseurs, fühlt sie sich im Laufe der Zusammenarbeit immer mehr kontrolliert und von Hitchcock verfolgt bis sie schließlich bei der Aufnahme der Dachbodenszene zusammenbricht und in einer Klinik behandelt werden muss.
Das Musical ist für Stadttheaterverhältnisse sehr aufwendig inszeniert worden. Die Hauptdarsteller haben mich darstellerisch und gesanglich überzeugt. Kritik muss ich jedoch an den Liedern üben, die meiner Meinung nach zu wenig Ohrwurmcharakter hatten. 

Eine interessante und durchaus gelungene Produktion, jedoch mit einigen kleinen Abzügen. Für mich eher ein Stück das man sich einmal anguckt, das mich jedoch nicht zum Wiederholungstäter werden lässt.

Freitag, 8. Oktober 2010

Jekyll & Hyde, Hagen

Es war ganz anders als es klassischerweise gespielt wird. 
Schon deshalb hat es sich gelohnt, sich das Stück in Hagen anzugucken! Die Inszenierung ist nicht frei von Kritikpunkten, doch hat man mal einen anderen, als den üblichen Weg eingeschlagen und das finde ich gut.
Maricel & Henrik Wager (Theater Hagen)

Die Darsteller waren durch die Bank sehr gut. Henrik Wager kam ohne äußere Hilfsmittel aus um zu zeigen mit wem man es grade zu tun hatte - Jekyll oder Hyde. Wir haben nachher kurz mit dem Hauptdarsteller gesprochen und er hat genau das auch gesagt: Es wirkt viel weniger aufgesetzt, wenn man es ohne Perücke spielt und trotzdem rüberkommt, dass Jekyll bzw. Hyde zwei unterschiedliche "Personen" sind. Besonders überzeugt haben mich stimmlich vor allem John Utterson (Norbert Conrads) und Lucy (Maricel).

Die Lieder waren auf deutsch, aber es war ne andere Übersetzung - teilweise richtig doll anderer Text, aber wirklich gestört hat es mich eigentlich nicht. Bring on the man wurde als Shownummer auf englisch gesungen, was ganz gut passte. Trotzdem hat die Nummer ziemlich eingebüßt, weil sie aufgrund des Bühnenbildes (s.u.) auf sehr kleinem Raum stattfinden musste und hier eindeutig nicht das Highlight der Show, sondern eher zu einem nebensächlichen Song degradiert wurde.

Von der Handlung war vieles ziemlich zusammengestrichen, was ich zum Teil schade fand, aber dadurch wars dann auch nicht langatmig (Ich erinnere mich, dass ich es bei der FME (Freies Musical Ensemble) Aufführung damals in Münster als recht Lang empfunden habe. Das Stück spielt in der Gegenwart - was wohl die gewagteste und krasseste Änderung war. Dabei wurden sehr, sehr gute Ideen eingebracht: z.B. filmt sich Jekyll beim Experiment und das Ganze wird dann auf einem Fernseher übertragen. Nach der Verwandlung dreht er als Hyde total durch und hält die ganze Zeit die Kamera auf sich gerichtet - also kann man auf dem TV sehen, wie wahnsinnig er gucken kann, auch wenn man nicht ganz Vorne sitzt. 
Bei der Mördersuche zu Beginn des 2. Aktes sind alle Ensembledarsteller mit Taschenlampen durch den Zuschauerraum gelaufen um den Schuldigen zu finden, während Hyde auf der Bühne hinter einer Plexiglaswand sein Unwesen trieb. Tolle Idee! Man sah die Handlung auf der Bühne und gleichzeitig spiegelte sich der Zuschauerraum je nach Beleuchtung in der Scheibe! War ein toller Effekt!

Noch ein paar Worte zum Theater selber: Es handelt sich um ein recht großes Theater (dafür dass es ein Stadttheater ist... ich war echt Baff) - 2 Balkone!!! Außerdem ein großes und gutes Aufgebot an Orchestermusikern. Eine sehr große/tiefe Bühne mit einem tollen Bühnenbild, das leider nicht so variabel ist, sodass sich fast die komplette Handlung in Jekylls Wohnung stattfinden musste. Wohl auch dadurch ist ein einiges an Handlung umgestellt worden - zeitweise hätte ich es mir anders gewünscht (den Wegfall der Hurenhausszenen fand ich schade - alles wichtige in Jekylls Wohnung zu verlegen ist nicht die beste Lösung).

Trotzdem lautete mein Fazit: Anders, aber sehenswert! Ich würde jedoch nicht sagen, dass es die beste Inszenierung ist, die ich mir für dieses Stück vorstellen kann - Dafür gibt es dann doch zuviel Kritikpunkte. Aber mal etwas Neues zu versuchen hat ein Lob verdient.