Samstag, 6. August 2011

Patrick Stanke "Hautnah", Wuppertal

Untertitel: Back(to)Stage 2.0. im Tic Theater :)

Warum grade der Untertitel? Ganz einfach! Letzten Sommer gab es zwei sogenannte "Backstage" Solo-Konzerte mit Patrick Stanke in Essen im "Lukas". Nun - ein Jahr später - wollte es Herr Stanke nochmal wissen. Ganz allein und ohne doppelten Boden und vorallem ohne die SOS-Jungs. Oha! Ich zitiere jetzt mal den Künstler bei diversen Gelegenheiten selber (nicht dass noch Gerüchte aufkommen, ich würde ihm nix zutrauen): "Musicaldarsteller können alles ein bißchen" und "Wo ist der Vega wenn man ihn braucht" und "Proben ist feige".

Aber nun wollen wir mal Patricks musikalisches Licht mal nicht unter den Scheffel stellen. Im Gegenteil: Patrick hat wieder einmal bewiesen, dass ers drauf hat das Publikum zum kochen zu bringen - auch diesmal hat er uns alle plattgesungen! Es wundert also niemanden dass das TicTheater in Cronenberg an diesem Abend ausverkauft war. Und ja, der Zuschauerraum kochte innerlich und äußerlich (bei gefühlten Temperaturen von ca. 120893 Grad Celsius).
"Rückendeckung" gab es von Tisch 1 und "Puh, dem Bären", der tapfer AUF der Bühne Platz nahm.  Das hatte Patrick sich ja fein ausgedacht. Er mitten drin - "hautnah" sozusagen.
So "ungeprobt" kam es mir - trotz Vorankündigung - gar nicht vor. Patrick wagte sich an viele Songs die man lange nicht mehr bzw. bisher noch gar nicht - von ihm zu  hören bekommen hatte. Vieles aus dem Bereich "Musical" und auch 1-2 Eigenkompositionen! Ich war von der Songauswahl absolut begeistert! Es waren wirklich tolle Nummern dabei, besonders über "One Song Glory" hab ich mich gefreut wie doof! Mehr, mehr, öfter!!! Ich liebe Rent! Daumen hoch dafür, dass Patrick nicht auf das altbewährte SOS Set zurückgegriffen hat! So hielt der Abend viele Überraschungen und so einige Highlights bereit!

Setliste:
Your Song - Elton John
Free fallin' - Tom Petty
All the way down - aus Once o.s.t.
Use somebody - Kings of Leon
How will I know - aus Rudolf
Du warst mein Licht
Paris Hilton - Patrick Stanke
Not while I'm around - aus Sweeny Todd
Op dem Maat mit Markus Dietz
Mine - David Phelps
What more can I say - aus Fallsetto Land
Music of the night - aus Phantom der Oper
Wie allein kann man sein - Patrick Stanke
Say it to me now - aus Once
One song, glory - aus Rent (ich liiiiebe es!!!)
C-Moll Medley - aus verschiedenen Musicals
Edge of glory - Lady Gaga (tolle Version!)
Breakfast to Tiffanys - Deep blue something
 
Defying Gravity - aus Wicked

Wie man schon beim Lesen der Songliste sieht: Ohne SOS und "Zuhause" lag der Schwerpunkt vorallem auf Balladen und diesmal gab es auch ungewöhnlich viele Musical-Songs zu hören. Mal am Klavier, mal an der Gitarre. Meistens mit Mikro, aber bei offener Tür (wegen der oben angesprochenen fast schon tropischen Hitze) dann auch mal vollkommen unplugged (Stanke ohne Strom, so so...)


Die Geschichte wie er sich in Fulda vor einer großen Kaufhauskette als Straßenmusiker versucht hatte, haben einige SOS Besucher schon gehört - diesmal wurde sie aber musikalisch und schauspielerisch untermalt und sorgte für viel Amüsement.
Interessante Anekdoten wurden zum Besten gegeben und das Publikum hatte sichtlich Spaß.


Nach der Pause ging es munter weiter. Dieses Video muss jetzt einfach sein, denn es passt so wunderbar zu einem Zero (SEERRO?!... ähm ZIERO) Post von vor ein paar Tagen - und Werbung für Kollegen ist auch wichtig, finden wir! Nur zur Klarstellung: Natürlich spielen Chris und Co. eher selten Songs von "Echt" (und wenn, dann vermutlich nur mit alternierendem Text).

Wenn ihr die Videos seht, dann merkt ihr schon, dass Patrick auch "Solo" auf die unterhaltsame Mischung aus toller Musik,viel lustiger Interaktion mit den Zuschauern und Comedy setzt.
So gab es auch Fundstücke. Er las z.B. etwas aus "Entschuldige wir haben die Landebahn verfehlt", besonders toll war aber die perfekt vorgetragene Abhandlung über Schlafgewohnheiten von Frauen. Ein Video dazu gibt es bei Youtube: "Mal abgesehen von Sex" (klick).


Der hübsche Kronleuchter ist übrigens das Überbleibsel der Phantom-der-Oper-Einlage.Womit ich nochmal auf das Thema: "Gesungen wurde auch" zurückkomme... Oh und wie!!! Was soll ich sagen, was ich nicht schon längst 9234009 mal gesagt habe?! Der schönste Beweis für meine Schwärmerei: (klick) Eins meiner persönlichen Highlights an diesem Abend: "Mine" von David Phelps.

Das Konzert ging inklusive Pause mal wieder ungfähr 3 Stunden und endete erst kurz bevor der Sauerstoffmangel tatsächlich noch die ersten Opfer gefordert hätte. Viel länger hätten wir wohl alle nicht durchgehalten, obwohl man eigentlich ja gar nicht gehen mochte.
Denn das Konzert war sehr abwechslungsreich, gewohnt kurzweilig und aufgrund des abweichenden Sets auch mal was anderes zum fast schon "üblichen" SOS. In München und an Silvester dann wieder mit den Jungs, aber auch ohne Chris und Co. wars mal wieder ein absolut gelungener Stanke-Abend!

Also lautet mein Fazit (zum 9234010. Mal): WOW!

1-2 Lieder hab ich noch gefilmt - Ich bin aber noch nicht soweit... Vielleicht folgt also noch das ein oder andere Video!

Freitag, 5. August 2011

Jesus Christ Superstar, Tecklenburg: Was für ein Unterschied!

Nach der eher durchwachsenen Premiere, war ich ehrlichgesagt gar nicht so begeistert von der Aussicht das Stück noch häufiger zu sehen. Doch ich gebe gerne zu wenn ich mich geirrt hab!

UND WIE ICH MICH GEIRRT HABE! Ich weiß gar nicht so ganz genau woran es lag, dass mir Jesus Christ Superstar diesmal soviel besser gefallen hat, aber es war so! Bin total euphorisiert. Beim zweiten Mal fand ich das Stück grandios!
Ich glaube es war einfach das Gesamtpaket: Das Wetter war toll, das Publikum ging richtig mit, die Darsteller haben es anscheinend geschafft sich innerhalb einer Woche "richtig frei zu spielen" und so ist mein "Naja-Gefühl von letzter Woche einem "Wow-Gefühl" gewichen. 

Obwohl ich ja eigentlich schon wußte was mich erwartet, hab ich diesesmal mehrfach mit offenem Mund da dagesessen und mich von der Handlung in den Bann schlagen lassen. Grade im zweiten Akt gab es viele Szenen wo ich richtig mitgelitten habe. Ich hab eine Menge mehr Highlights entdeckt als noch vor einer Woche.

Das lag vorallem an dem nun viel entfesselteren Spiel der einzelnen Darsteller.
Es hat sich definitv gelohnt dem Stück eine zweite Chance zu geben! 

Da Bilder mehr sagen als tausend Worte hier ein paar fotografische Eindrücke vom Stück. Viel Spaß beim schauen :)
Ich werde noch mehr zu den einzelnen Rollen schreiben :) und dies so nach und nach ergänzen!!

Fotos aus dem ersten Akt:


Jesus Christ Superstar
Patrick Stanke als Jesus. Erst fand ich die Perücke und das Nachthemd etwas gewöhnungsbedürftig, aber rückblickend muss ich sagen, dass die Kostümierung nur im ersten Moment seltsam wirkte. Das Stück ist in Tecklenburg sehr klassisch angelegt und dazu passt auch das Erscheinungsbild.


Mir ist beim zweiten Mal - viel mehr als bei der Premiere - aufgefallen, wie viel Ausdruck Patrick vorallem in seinen Blick legt. Damit verleiht er der Rolle viel Charakter. JCS ist ein komplett durchkomponiertes Stück, das praktisch keine Dialoge vorsieht. Mimik und Gestik sind daher besonders wichtig. 

Petrus
Mischa Mang ist ein sehr unbequemer Judas - Das meine ich absolut positiv. Er spielt sehr intensiv und glaubhaft - Zerissen zwischen Liebe und Hass und ständig gegen sich selber kämpfend, wühlt er das Publikum auf und lässt keinen unberührt. Mischa hat eine Wahnsinnsstimme, die sein Spiel noch unterstreicht. 1 A Wahl! Bei der Premiere hatte ich ein paar Schwierigkeiten seine Texte richtig zu verstehen. Das lag aber vorallem an der Unkenntnis der Lyrics. Das Problem hat sich schnell gelegt  und anfängliche Sekpsis ist auch hier purer Begeisterung gewichen.

"Ich schenk dir die Ruhe - Ich schenk dir den Frieden"
Femke Soetenga spielt eine sehr sanfte, gefühlvolle Maria Magdalena. Sie passt toll in diese Rolle, da auch ihre Stimme diese Wärme rüberbringt. Schon nach den ersten Tönen möchte man, dass sie nie wieder aufhört zu singen.

"Alles wird gut sein, ja alles wird gut sein"


Kaiphas
Tom Tucker spielt den Kaiphas. Ich fasse mich an dieser Stelle kurz: Ich mochte seine Gesangsstimme überhaupt nicht. Er brummt sehr dunkel irgendwo im "Bass" rum. Das war für meine Ohren nicht so angenehm. Wobei ich mich beim zweiten Mal sogar schon ein bißchen dran gewöhnt hatte.


"Der Jesus muss weg"
Stefan Poslowski als Annas war toll besetzt. Wenn es einer versteht "intregant" zu gucken und so richtig verschlagen zu wirken, dann er. Genial gespielt und gesungen. Stefan ist immer wieder eine Bereicherung für jedes Stück.

Annas intregiert

Beim Pessach-Fest wird Jesus vom Volk umjubelt

Hosana

Simon Zelotes
Thomas Hohler spielt den Hitzkopf Simon Zelotes, der Jesus Botschaft ein bißchen anders auslegt als der Messias selber. Er würde am liebsten alle Römer aus dem Land schmeißen und träumt von Macht und Ehre.
Du und die 50 Tausend
Sein Solo mit karatemäßigen Tanzeinlagen erntete ordentlich Applaus. Super inszeniert und Thomas passt wirklich gut in die Rolle. Viele kennen  ihn noch als den ungestümen und vorlauten D'Artagnan im Vorjahr. Im stehen diese "jugendlicher Held" -Rollen.  

Weder du, Simon, noch die 50000 (...) können verstehen was (...) heilig ist
Jesus wendet sich vom "Revoluzzer-Spektakel" ab. Er begreift seine Aufgabe anders. Es geht nicht um Rache und Machtergreifung, sondern um Liebe und Vergebung. Nachdenklich und eindringlich von Patrick gespielt und gesungen "Armes Jerusalem" - Ein erster Eindruck, dass dieser auch die leisen Zwischentöne glaubhaft rüberbringt!

Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld

Jesus in Bedrängnis
Von dieser Szene hab ich schon nach der Premiere geschwärmt - Alte und Kranke umlagern Jesus und erhoffen sich Heilung und Linderung. Jesus ist aufgewühlt vom Leiden der Menschen. Er versucht jeden einzelnen zu berühren, doch es werden immer mehr und er gerät immer weiter unter Druck bis er es nicht mehr aushält.
Wow - großartig inszeniert und gespielt! Grade die Massenszenen machen ohnehin ordentlich Eindruck. Tecklenburg wartet immer mit vielen (Laien)Darstellern auf, was für eine ganz besondere Atmosphäre und ein schönes Bühnenbild sorgt.
Zuviel.... "Heilt euch selbst"

Maria Magdalena: Wie soll ich ihn nur lieben
Und wie kann man Femke nicht lieben? Sie ist wunderschön, ihre Stimme ist wunderschön, wenn sie singt geht die Sonne auf. Ob solo, oder später im Duett... Kaum betritt sie die Bühne weiß man, dass sie die perfekte Besetzung für die Rolle der Maria Magdalena ist.
"Warum fliegt ihm mein Herz zu"

"Tu nicht so bescheiden - Du nimmst es ja doch"

Blutgeld


Fotos aus dem zweiten Akt:

Abendmahl

Wo ist der Beweis, dass sich mein Sterben wirklich lohnt?
Patrick hat im Interview gesagt, dass sich vieles von dem was seine Jesusfigur ausmacht im Inneren abspielt. Das ist wahr und er macht das erstklassig, aber bei Gethsemane darf er einiges von dem was man bisher nur erahnt dann auch rauslassen. Angst, Verzweiflung, Wut, Hoffnung, Liebe, Glaube - Alles in 5 Minuten gepackt, die es wirklich in sich haben. In Verbindung mit Patricks enormen Stimmvolumen ist dies viel mehr als nur ein Lied!

"Judas - Du verrätst mich? Mit einem Kuss?!"


Frank Winkels spielt und singt Petrus. Wie Jesus vorausgesagt hatte leugnet Petrus ihn drei mal.

Jesus wird abgeführt
Jesus wird König Herodes vorgeführt. Er soll beweisen, dass er wirklich Gottes Sohn ist. Herodes verlangt Wunder und macht sich über ihn lustig. Doch Jesus lässt sich nicht zum Zirkus-Clown degradieren. Großartige Performance von Adrian Becker als Herodes und was Jesus betrifft: Blicke sagen manchmal mehr als große Gesten!
Tu doch nicht so fromm und cool - Geh mal übern Swimming-Pool
"Um deine Botschaft durchzuführen gingst du wohl zu weit"
Petrus im Duett mit Maria Magdalena. In dieses Lied hab ich mich regelrecht verliebt, was nicht zuletzt an Frank und Femkes wundervollen Singstimmen liegt. 

"Dich zu sehn war mein leben - oder zu sterben, aber was geschieht und jetzt"
  Einfach schön."Lass uns neu beginnen" darf von mir aus immer wieder neu beginnen (Allerdings wird Jesus während des Liedes von den Wachen verprügelt - ähm...)

Judas' Tod "Hast mich umgebracht - umgebracht - umgebracht!!!"
Er schreit, heult, brüllt und kämpft gegen sich selbst und die Dämonen, die in fesseln und ergibt sich letztendlich in sein Schicksal. Die Todesszene des Judas ist im wahrsten Sinne des Wortes "wahnsinnig". Nicht nur (wieder wahrer Wortsinn) fesselnd inszeniert, sondern auch grandios gespielt. Mischa Mangs Ausdruck ist kaum zu toppen. Einfach "irre" was in dieser Szene auf der Bühne passiert. Kleine Anekdote am Rande: Beim Song "Blutgeld" raten ihm die Hohenpriester nicht "Fliege im Netz" zu spielen - in dieser Szene geht er tatsächlich in die Falle und stirbt tatsächlich wie in einem Spinnennetz. Wieder ein Beweis für die großartige Inszenierung.

Der tote Judas wird weggetragen
"Vergiss nicht Cäser, du wirst entmachtet - Kreuzige ihn"

"Warum sagst du nichts - dein Leben liegt in meiner Hand"
Pilatus' Verhör ist eine sehr starke Szene. Alle wollen Jesus am Kreuz sehen, aber Roms Stadthalter versucht verzweifelt "Brücken zu bauen". Eigentlich hält er Jesus für verrückt aber harmlos und will ihn laufen lassen, aber das Volk und die Hohenpriester machen Druck und Jesus schweigt und so muss sich Pilatus dem Willen beugen. Er verhängt 39 Peitschenhiebe (40 wären tödlich).
Jesus' Gegner fordern auch danach noch den Tod am Kreuz und Pilatus gibt auf. 

"Du hast nichts in deiner Hand - Deine ganze Macht kommt zu dir von weit, weit her - Alles ist bestimmt! Nichts kannst du ändern"
Marc Clear als Pilatus hat zwar wenige, aber dafür sehr eindrucksvolle, aufwühlende Auftritte.


Judas und Jesus

Jesus Christ - sag uns wer du bist
Während Jesus halb tot auf der Bühne liegt singt das Ensemble und Judas die mitreißende Gospelnummer "Superstar" und tanzt dabei ausgelassen. Das alles wirkt sehr bizarr - Das Publikum ging ziemlich mit und klatschte fröhlich im Takt, was mich beide Male irgendwie befremdete und mir ein komisches Gefühl in die Magengegend pflanzte.



"Mein Gott, warum hast du mich verlassen"
Die Kreuzigung war sehr ergreifend. In jeder Sekunde glaubt man Patrick die Verzweiflung, die Angst und die Hoffnung. Ich kann mich vor dieser schauspielerischen Leistung nur verbeugen. Bisher war ich der Ansicht, dass Patrick vorallem in witzigen Rollen glänzen kann, da er sich auch sonst meist eher von seiner lustigen Seite zeigt. Hier hat er aber bewiesen, dass er auch anders kann.  


Das "Porzellankind"


Der Glaube bleibt