Samstag, 21. Januar 2012

Tanz der Vampire, Berlin (Abendshow mit Drew Sarich)

Ich gehöre nicht unbedingt zu den Leuten, die „den Vampiren hinterher reisen“. Eher verbinde ich es ganz gerne mal, wenn ich eh in der Nähe bin.
Diemal jedoch war das Musical und insbesondere die Cast ein guter Grund schon an eben diesem Wochenende nach Berlin zu fahren. 
Doch obwohl die Besetzung ein Hauptgrund war, mir das Stück nochmal anzugucken, fiel mir erst nachdem der Vorhang aufging ein, dass ich beim Betreten des Theaters gar keinen Blick auf die Cast-Liste geworfen hatte. Also rutschte ich nervös auf meinem Platz hin und her.



Als erstes betrat Anton Zetterholm als Alfred die Bühne.
Auf ihn war ich besonders neugierig.
Um ehrlich zu sein: Als die Meldung zu lesen war, dass der Schwede für einige Zeit diese Rolle übernehmen würde, war ich sehr skeptisch. Als Fiyero in Wicked hatte ich so meine Schwierigkeiten mit ihm. Er wirkte oft etwas lustlos, war gesanglich zwar in Ordnung, zeigte aber beim Sprechen deutliche Defizite. Innerlich hat es mich immer ein bißchen geärgert, dass er die Hauptrollen vermeindlich nur bekommt, weil er mal bei Sat 1 eine Casting-Show gewonnen hat. Ich hatte immer ein bißchen das Gefühl, dass er nur aufgrund seines Bekannheitsgrades besser geeigneten Darsteller vorgezogen wurde. Aber bevor sich jemand über meine Sicht der Dinge aufregt:
Ich wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Noch nie habe ich Anton so stark erlebt, wie in der Rolle des Alfred. Nicht nur dass seine Aussprache um ein Vielfaches besser war, als bisher und er auch gesanglich einen sehr guten Eindruck machte.... nein, auch sein Schauspiel konnte auf ganzer Linie überzeugen! Schlicht gesagt: Er war der Knaller in Tüten! Ich hatte - im Gegensatz zu Fiyero - keine Sekunde lang das Gefühl, dass er "sich erst noch einspielen muss". Er war voll und ganz in der Rolle und es schien ihm sichtlich Spaß zu machen.

 Ich war froh, dass ich nah genug an der Bühne saß, um auch ja keinen Blick, keine Mine und keine Geste zu verpassen. Egal ob er nun verwirrt, hilflos, verliebt oder ängstlich - Anton war immer ganz Alfed und ich musste mehr als einmal unkontrolliert kichern :)
Anton war die Überraschung des Wochenendes und ich bin froh, dass er mich endlich auch mal voll und ganz überzeugen konnte.

Wo Alfred ist darf ja auch Professor Abronsius nicht fehlen. Als die Dorfbewohner den eingefrorenen Wissenschaftler auftauten, hieß mein Mantra: Bitte, Veit Schäfermeier, bitte, Veit Schäfermeier, bitte, Veit Schäfermeier". Bis zur Unkenntlichkeit in Maske und Kostüm verkleidet, konnte ich erst anhand der Stimme erkennen, dass er es wirklich war. Jippie!


An Veit hab ich einen Narren gefressen. Er spielt ja relativ regelmäßig im Bielefelder Stadttheater und genauso regelmäßig begeistert er mich dort! In Berlin als Abronsius war das erwartungsgemäß genauso. Es ist als sei die Rolle extra für ihn geschrieben worden. Er und Anton waren das Traumduo des Abends! Bei den hohen Tönen von "Wahrheit" brachte er mit Leichtigkeit die Gläser zum klirren und das fast ausgebuchte Theater zum rasen! Er war wundervoll witzig und gesanglich (mal wieder) einfach großartig! Früher einmal fand ich den Professor und seinen Studenten eher nervig -mittlerweile (und ganz besonders an diesem Abend) sind die Zwei für mich die Highlights der Show! Ich hab mich köstlich amüsiert!

Mit den Sarah Darstellerinnen ist es ein Kreuz. Bisher konnte mich Keine wirklich überzeugen. Amélie Dobler hat mir weit besser gefallen, als alle anderen Sarahs vorher. Begeisterungsstürme hat auch sie nicht bei mir hervorgerufen, aber sie hat eine sehr solide Leistung abgeliefert. Im Dezember durfte ich die "Totale Finsternis live von Sabrina Weckerlin hören. So muss das klingen! An diese Power kommt Amélie bei weitem nicht ran - gleichwohl war sie eine gute Sängerin und Darstellerin und ich bin endlich  mal nicht enttäuscht aus dem Theater gekommen.



Kurz vor seiner Derniere, hatte ich das Glück Drew Sarich als Grafen zu sehen. Ich hatte gehört, dass er in der Rolle ganz anders ist, als alle Grafen vor ihm und war natürlich gespannt, was genau damit wohl gemeint ist. Um es vorweg zu sagen: So anders fand ich ihn gar nicht. 
Er passte gut in die Rolle und war ein guter Graf. Zum Vergleich hab ich nur Kevin Tarte und Jan Ammann. Drew würde ich irgendwo dazwischen einordnen. Er ist ohne Frage ein sehr guter und zu Recht sehr erfolgreicher Musical-Darsteller. Ein, zwei Sachen stören mich jedoch an seinem Gesang. Zum einen singt er -als Graf, aber auch in verschiedenen anderen Rollen- immer durch die Zähne. Zum anderen zieht er Worte mit "a" sehr in die Länge. "Seid willkommen Brüder in diesem Saaaaaaal"... Dadurch klingen eben diese Worte irgendwie kaaaaalt! Ich weiß nicht genau, ob ihr versteht was ich meine. Aus irgendeinem Grund ist mir das bei dieser Vorstellung extrem aufgefallen. Ist natürlich wieder mal Geschmackssache und soll jetzt auch seine Leistung nicht schmälern. Im Gegenteil: Ich bin froh, eine der letzten Chance genutzt zu haben ihn bei Tanz der Vampire erleben zu können.

In weiteren Rollen standen Thomas Schweins (Chagal), Linda Veenhuizen (Magda), Marc Liebisch (Herbert), Stefan Büdenbender (Koukol) und Juliane Bischoff (Rebecca) auf der Bühne, die mir allesamt ebenfalls gut gefallen haben!

Fazit: Ich hab mich im wunderschönen Theater des Westens sehr wohl gefühlt und eine fantastische Show gesehen. Anfangs hatte ich geschrieben, dass ich bestimmte Besetzungwünsche hatte. Hat geklappt. Überraschend hat es Anton Zetterholm zum "Man of the Match" gebracht. DAS hätte ich absolut gar nicht erwartet. Aber zusammen mit Veit wars einfach... ach egal - ich fange grade schon wieder von vorne an, dabei hab ich oben eigentlich schon alles gesagt!
Deshalb nur kurz: Es lohnt sich!

Freitag, 20. Januar 2012

Hinterm Horizont, Berlin

Jetzt fragt mich mal warum ich innerhalb von 1-2 Tagen entschieden habe am Wochenende spontan nach Berlin zu fahren.
Sollte tatsächlich Udo Lindenberg schuld sein? Hätte ich nicht vor ein paar Monaten noch Stein und Bein geschworen mir keine dieser "Udo-Musicals" anzugucken (Pfffff... mag sie beide überhaupt nicht! Oder)? Okay - Serkan Kayas Auftritte bei der "Sommernacht des Musicals" haben meinen Boykott-Willen eh schon bedenklich ins wanken gebracht - und als ich dann letzte Woche zum ersten Mal bewußt die "Hinterm Horizont" CD gehört habe, stürzte meine ganze Abwehr komplett ein. Die Musik ist mir "wie ein Hammer an die Mütze geflogen" - Ich hätte NIE gedacht, dass mir Lindenberg-Songs so gut gefallen würden. Von "Ich könnte ja vielleicht doch mal nach Berlin fahren" bis "Warum nicht gleich am Wochenende - Ich hab eh nix anderes vor" war kein langer Weg.
Ich sag nur:

Seid willkommen in Berlin!
Ihr Verrückten gehört da hin.
Komm, wir brauchen den Wahnsinn!
Ihr Fantasten überall, mit euphamanten größten Knall.
Und dann kriegen wir das gut hin.

Ich mag überhaupt sehr gerne Texte aus "Hinterm Horizont" zitieren - Vieles was Udo L. zu sagen hat ist nämlich gar nicht mal so blöd. Aber erstmal zurück zu Lü... äh zum Stück!


Worum gehts überhaupt?
Das Musical beginnt mit dem Lied "Mädchen aus Ostberlin" - In der Gegenwart stellt sich die Journalistin Mareike die Frage, ob es dieses Mädchen tatsächlich gab und stößt auf ein Foto, das Udo und eine gewisse "Jessy Schmidt" in inniger Umarmung zeigt. Sie beginnt zu recherchieren und interviewt besagte Jessy, die ihr ihre Geschichte erzählt. 
1983 lernt sie Udo Lindenberg kennen, der ein Konzert im Palast der Republik in Ostberlin geben darf. Für beide ist es die große Liebe, doch der Stasi sind Udo und seine DDR-kritischen Texte und seine lässig, verächtliche Art ein Dorn im Auge. Eine geplante Tour durch Ostdeutschland wird abgesagt und auch Jessy wird von der Regierung unter Druck gesetzt. So bleiben nur verschlüsselte Botschaften und ein heimliches Treffen in Moskau. Doch irgendwann beginnt der eiserne Vohang zu wackeln und im November 89 fällt die Mauer... Doch auch nach der Wiedervereinigung ist nicht alles so einfach!

Ich will jetzt auch nicht schon zu viel verraten. Klar ist: Das Musical erzählt ein Stück deutsche Geschichte und das auf sehr unterhaltsame Weise. 

 
Quelle: Youtube Kanal: Stage.TV

Songs:
Ich hab mich zu Beginn selber abgewürgt, aber ich möchte doch nochmal kundtun, dass ich ganz überrascht bin, wie vielschichtig die Texte sind. Wenn ich nun lese, dass Udo Lindenberg als "Rockpoet" bezeichnet wird, dann glaube ich das ab jetzt. Man mag über seine Nuschel-Masche schmunzeln, aber spätestens jetzt weiß ich, dass er es echt drauf hat! Ich würde mir vielleicht nicht unbedingt all seine CDs kaufen, aber von der "Theater am Potsdamer Platz" Cast CD kriege ich so schnell nicht genug!!!
Die Lieder sind sehr geschickt in die Handlung eingebaut. Im zweiten Drittel des ersten Akts war es mir ein bißchen dialoglastig. Doch insgesamt ist die Story stimmig und mitreißend. Die grandiosen Songs tun ihr übriges. Ich mag ja die "Rock-Musicals" eh besonders gerne und hier muss man sich schon oft zwingen sitzen zu bleiben und nicht aufzuspringen um mitzutanzen. Aber auch nachdenkliche, melancholische Lieder fehlen nicht, die einem mitunter eine riesen Gänsehaut auf die Arme zaubern.
Bei "Willkommen in Berlin" musste ich sogar ein zwei Rührungstränchen verdrücken. Das ging wirklich unter die Haut.

Kulisse/Kostüme:
Bei dem Lied werden Originalbilder von der Maueröffnung auf zwei große Leinwände projeziert, die einen mitten in den Wiedervereinigungstaumel ziehen. Grade diese Projektionen und die Mischung aus Originaleinspielern und nachgedrehten Szenen, die immer mal wieder eingebaut werden, machen das Musical zu einem besonderen Erlebnis.
Ansonsten ist die Kulisse meist... hm ja nicht einfach gehalten, aber doch eher nicht so spektakulär, wie bei manch andere Produktion. Einige Szenenbilder waren nicht so mein Fall. Der überdemensional große Lindenberg-Hut, auf dem die Darsteller zum Teil umher liefen, wirkte auf mich z.B. ein bißchen befremdlich. Auch die Kostüme und Perücken waren nicht immer meins. Die Mode der 80er war natürlich ohnehin ein Fall für sich und möglicherweise sind die Vokuhila-Frisuren tatsächlich authentischer als sie wirkten. Aus heutiger Sicht erscheint manches billig, aber die 80er waren wohl so und ich hab das nur total verdrängt. 

Foto: Brinkhoff/Mögenburg
Ist mir aber auch piepegal ob Jessy und Udo auf einem Hut stehen, während sie "Hinterm Horizont" singen oder sonst wo. Um es an diesem Beispiel festzumachen: Man vergisst das ganze Drum Herum sowieso!

Die Darsteller:
Neben den Liedern ist natürlich auch in diesem Stück die Cast wieder mal das Herzstück:


Serkan Kaya als Udo hat mich vom ersten Ton an total berührt. Ich hab mir echt gewünscht, dass er spielen würde. Das lag natürlich auch daran, dass er durch die CD-Aufnahme eine große Mitschuld an meiner Spontan-Berlin-Aktion hatte. Ich kann mir vorstellen, dass auch Michael Eisenburger seine Sache gut macht und Patrick Stamme, der im Stück einen Udo-Doppelgänger spielt, hat mir zumindest in der Double-Rolle auch nicht schlecht gefallen. Trotzdem - Ich hab mich riesig gefreut, dass Serkan auf der Besetzungsliste stand und ich wurde auch nicht enttäuscht - Im Gegenteil: Ihm gelang es einerseits Udo glaubhaft darzustellen, aber auch nicht zu übertrieben zu agieren. Ich glaube, dass ist eine echte Gratwanderung! Der obercoole-Brillen/Hut-Nuschel-Udo auf der einen Seite und der "normale Privatmensch" Udo auf der anderen Seite... Serkan hat beiden ein Gesicht gegeben und gesanglich haut er einen eh aus den Socken!

Besonders schön fand ich die Szene in der "Gegenwart" in der Udo ganz extrem seine Nuschel-Masche durchzieht und dann auf einmal mit ganz normaler Stimme sagt: "Ist doch völlig absurd, oder: Die Mauer! Ich mein Leute, das Ding stand hier! Zack: Ost - West - ist doch völlig absurd! Aber jetzt sind wir zusammen und jetzt müssen wir es nur noch hinkriegen die Reste der Mauer in unseren Köpfen wegzukloppen, oder?". 

Auch in der weiblichen Hauptrolle hatte ich die Hauptbesetzung: Josephin Busch. Da kann ich nur aus vollem Herzen sagen: PASST! Zum einen besticht Josephin durch eine wunderschöne Stimme und zum anderen nimmt man ihr das Berliner-Ostmädchen voll uns ganz ab. Das ist vermutlich auch kein Wunder, da sie selbst aus Pankow kommt.
Als ältere Jessy stand Christina Athenstädt auf der Bühne. Gesanglich hat sie mich erst nicht ganz so mitgerissen, aber später bei "Was hat die Zeit mit uns gemacht" mochte ich sie sehr gerne.

Besonders gut gefallen hat mir Lars Kempter als Jessys Sohn Steve. Ich muss zugeben, dass ich erstaunt war nach dem Stück seinen Namen auf der Besetzungsliste zu lesen. Erkannt hab ich ihn nicht - dabei hab ich ihn schon in zwei Stücken in Tecklenburg auf der Bühne gesehen. Spricht für seine Wandlungsfähigkeit :)
Gesangssoli hatte er bei "Im Arsch" und "Ganz Anders" und die mochte ich wieder sehr!

Auch alle weiteren Personen waren richtig gut besetzt. Es gibt soviele kleinere und größere Rollen, sodass es jetzt zu weit führen würde zu jedem was zu sagen. Die Besetzung kann sich jedenfalls sehen und hören lassen. Ich hoffe die oben fotografierte Liste hat nicht noch mehr Fehler. Denn wie "Sehnsuchts-Pendlerin" im Kommentar schon festgestellt hat: Der Minister und Prof. Scheuerlich können nicht von der selben Person dargestellt werden: Sie haben gemeinsame Szenen :)

Fazit:
Hinterm Horizont lohnt sich! Die Stärken des Stücks sind vorallem die Musik und die Darsteller. Das Musical hat ein paar klitzekleine Längen (die mir beim nächsten Mal vermutlich gar nicht mehr auffallen werden - ich kenn mich da schon!), die aber durch eine insgesamt sehr schöne und geschichtsträchtige Story wieder wett gemacht werden. Allen Unentschlossenen kann ich die CD ans Herz legen. Vielleicht stimmt ihr mir dann schon zu?! Jedenfalls hab ich meinen Ausflug an den Potsdamer Platz nicht eine Sekunde bereut! Das schreit nach Wiederholung :)


Dienstag, 10. Januar 2012

Rocky Horror Show, Oberhausen

Let's do the Timewarp AGAIN :)

Die Rocky Horror Show ist auf Tour... Den Spaß sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Film und Show sind nichts für den heimischen DVD Player - Rocky Horror gehört auf die Bühne und als Zuschauer gehört man mitten ins Publikum - Dann kann die Party los gehen.

Die Location:
In diesem Fall fand die Party in der König Pilsener Arena in Oberhausen statt. Die Halle war etwas abgeteilt und der Innenraum mit Klappstühlen ausgestattet. Das Ganze hatte den Charme einer Lagerhalle! Unsere Plätze im vorderen Drittel am linken Gang waren super.
Mehr als bei anderen Shows spielen ja auch die "Mitgucker" bei Rocky Horror eine große Rolle, also wanderte mein Blick zunächst erstmal durch dir Reihen. Sehr gemischt... Einige gestrapste Damen, viele Federboas, Partyhütchen und andere Verkleidungen, aber auch viele "Normalos". Ok.... abwarten.
Beim Vorspann blieb das Licht an - Wir waren etwas verwirrt... Bleibt das jetzt so? Nee, am Ende des Introfilms ging das Licht aus und die "richtige" Show begann.

Worum geht es bei Rocky Horror?
Gibt es noch Horrorshow-Jungfrauen? Dann erstmal kurz ein paar Worte zum Inhalt: Das frisch verlobte und sehr biedere Pärchen Brad und Janet gerät nach einer Hochzeit in ein Unwetter. Ihr Auto hat eine Panne und sie erbitten in einem nahegelegenen Schloss um Hilfe. Doch ihr Plan nur kurz das Telefon zu benutzen wird von den skurrilen Bewohnern durchkreuzt. Sie begegnen dem in Strapse gekleideten Transvestiten vom fernen Planeten Transsexuell  "Frank 'n Furter" und seinen ebenfalls sehr exentrischen Bedienstenten. Dieser widmet sich ausgerechnet in dieser Nacht seinem neuestem wissenschaftlichem Projekt: Der Erschaffung seiner neuen Kreatur "Rocky". Der vorherige Versuch "Eddie" ist leider missglückt, aber diesmal ist seine Schöpfung perfekt gestaltet, blond, muskulös und sexuell begehrenswert - nicht nur für Frank n Further. Bald geraten auch die verklemmten Gäste auf Abwege...

Das Stück wird komplett auf englisch gespielt. Verständnisprobleme sollte es aber trotzdem nicht geben. Im Zweifel hilft der "Narrator" weiter, der Erzähler, der immer wieder auf der Bühne auftaucht und die Geschichte zusammen fasst.

Aufgaben:
Und damit komme ich dann auch schon zum Publikum. Genauso wichtig wie das Geschehen auf der Bühne ist nämlich das Geschehen im Publikum. Die Zuschauer sind gefordert. Es gibt viel zu tun.
  • Wenn der Erzähler die Bühne betritt und die Geschichte erzählt, ruft das Publikum: "boooring"
  • Brad und Janet werden mit "asshole" und "slut" begrüßt.
  • Bei der Hochzeit wird Konfetti (eigentlich Reis) geworfen...
  • Beim Unwetter bedeckt man den Kopf mit Zeitung und spritz den Rest des Publikums mit Wasserpistolen nass.
  • Beim folgenden Lied "There's a Light" werden Feuerzeuge/Knicklichter geschwenkt
  • Beim "Time Warp" wird mitgetanzt
  • Wird "Eddie" namentlich erwähnt macht das Publikum erschrocken "Shhhht"
  • Fällt der Name "Dr. Scott" macht das Publikum laut "Uhhh"
  • Bei "Sweet Tranvestite" macht Frank n Furter bei dem Wort "anticipation" eine Pause und das Publikum ruft "Say it!!!"
  • Wenn Frank n' Further seinen Gummihandschuh anzieht lässt er ihn laut "flitschen" und das Publikum macht das Geräusch mit eigenen Gummihandschuhen nach
  • Bei Rockys Entstehung wird laut getrötet oder gerasselt
  • (Eigentlich wird Rocky nach seiner Geburt aus Mullbinden ausgewickelt - hier war das nicht der Fall trotzdem wurde ganz viel Klopapier geworfen)
  • Rocky und Frank schreiten wie ein Hochzeitspaar über die Bühne - auch an dieser Stelle wird Reis bzw. Konfetti geworfen
  • Bei "I'm going home" werden Spielkarten in die Luft geworfen (Textzeile: Cards for sorrow, cards for pain)
Am Ende sieht das Theater nicht mehr aus wie vorher :))) Schon deshalb darf heutzutage nur abgeschwächt "mitgespielt" werden. Das Werfen von Toastbrot, Mehl und Reis ist auf der Tour verboten. Am Eingang wird kontrolliert. Lebensmittel können und sollten daher besser in der heimischen Vorratskammer bleiben. Verkleidungen und lautstarke Zwischenrufe sind allerdings sehr willkommen und werden gerne von den Darstellern aufgegriffen.

Die Darsteller:
Wie man schon beim Auftritt beim "Sommer-Wetten-Dass" erahnen konnte: Die Tour ist erstklassig besetzt. 


Da ich zu meiner Oktober-Show noch nicht wirklich gebloggt habe, werde ich nun mal auf meine beiden Besetzungen eingehen, soweit sie voneinander abwichen.
In den Hauptrollen hatte ich im Prinzip beide Male die gleichen Darsteller.

Frank n Furter alias Rob Fowler ist optisch und darstellerisch, aber vorallem gesanglich (!!!) ein unglaublicher Typ! Ich weiß gar nicht, was ich sonst noch schreiben soll... Als "Corny Collins" in Hairspray ist er mir nicht besonders aufgefallen. Hier war natürlich das genaue Gegenteil der Fall: WAHNSINN! Meine letzte Horror Show liegt Jahre zurück und ich hab keinen direkten Vergleich: Trotzdem lüge ich ganz bestimmt nicht, wenn ich sage, dass Rob Fowler der perfekte Frank n Furter ist!

Jon Hawkins und Daisy Wood-Davis als Brad "Asshole" Majors und Janet "Slut" Weiss sind ein herrlich biederes Pärchen mit guter Gesangsleistung. Am meisten Spaß gemacht hat aber ihnen einfach nur zuzugucken. Brad, der immer seine Nerd-Brille putzen musste, weil Riff Raff es nicht lassen konnte drüber zu streichen. Janet, die immer ähm "offenherziger" wird... Schön übertrieben! Die zwei passten sehr gut in ihre Rollen!

Als Narrator hatte ich beim ersten Mal Martin Timmy Haberger.... Er war okay, aber das Publikum war im Oktober etwas Sonntagsmatinee-müde. Diesmal haben es die Zuschauer Sky Du Mont richtig leicht gemacht ordentlich zu punkten! Sobald er mit dem roten Buch auf der Bühne erschien um die Geschichte von Brad und Janet zu erzählen, schalten ihm "Boring" Rufe entgegen, auf die souverän und witzig konterte! "Ja - ihr findet es langweilig - fragt mich mal: Ich muss das JEDEN Abend machen. Aber es hilft ja nicht...!" 

Riff Raff: Wie muss ein Riff Raff sein? So wie Matthew McKenna! Sieht man ja auch, wenn man sich das Video anguckt. Time Warp yeahyeahyeah! Toller Sänger und auch sonst pörfökt!

Als Rocky hatte ich im Oktober Sam Cassidy und als er "geboren" wurde ging ein raunen durchs Publikum. Er sah wirklich aus wie frisch geschlüpft. Ein wirklich holder Knabe. Muskulös, naive Mimik, irgendwie einfach schööön in seiner Goldhose. Er hatte gleich ne menge Fans auf und vor der Bühne. Trotzdem hat mir - wenn ich ganz ehrlich bin - Thomas Camillieri fast noch etwas besser gefallen. Optisch war er auch nah dran und sein "Sword of Damocles" war krass gut und seine Mimik und Gestik mochte ich auch sehr!

Columbia: Beide Male hatte ich sehr auf Jana Stelley gehofft und Kerry Winter bekommen. Naja, nicht schlimm: Sie war super! Besonders mochte ich ihr hysterisches heulen nachdem Eddie zerteilt wurde (Nein, dass sagt jetzt aber nichts über mich aus, oder?! Das klingt nur so....)

Als Magenta/Usherette stand im Oktober Claire Ivory und jetzt Catriana Sandison auf der Bühne. Beide fand ich gut, hab aber ehrlichgesagt nichtmal gemerkt, dass es unterschiedliche Darstellerinnen waren. Jedenfalls passten beide sehr gut zum sehr tollen Gesamtcast!

Mein Eddie im Oktober war eindeutig mehr Rock n Roll! Sean Kingsley war -wenn ich mich richtig erinnere- etwas näher am etwas fleischigerem Meatloaf-Original und gesanglich auch stärker als Ewan Gillies. Als Dr. Scott "Uuuhhhh" waren beide grandios. Der sehr deutsche Englischakzent war beide Male ein Brüller! Uuhhh!!!

Apropos Brüller: Die ganze Show ist und bleibt genau das: Ein Brüller!!! Ich stelle wieder fest, dass ich witzige Shows liebe! Und wenn das ganze Publikum dabei ist, dann gehts einfach nicht besser! Ihr hört, ich bin begeistert. Nach der zweiten Show war ichs mal wieder noch mehr, als nach der Ersten... Weil ich mehr im Thema war? Weil die Stimmung Abends besser war als Sonntag nachmittags? Weil... Ich hab keine Ahnung - Ich weiß nur: Das ist mal wieder typisch für mich. Ich bin der geborene Wiederholungstäter... Die Theater müssten mich lieben! Irgendwann sollten die es merken *leise das Wort "Mengenrabatt" flüstert*

Egal: Es war ein toller Nachmittag und ein noch tollerer Abend und die Rocky Horror Show absolut sehenswert. Und jetzt spring ich nach links und veröffentliche den Blog :)