Mittwoch, 24. April 2013

We Will Rock You, Essen

"We will rock you" und ich hatten einen klassischen Fehlstart. Als es 2004 in Köln startete habe ich gestreikt, weil ich mir Queen auf (teilweise) Deutsch nicht vorstellen konnte (und wollte). Gesehen habe ich es dann 2010 in London, aber auch da hatte ich eigentlich andere Prioritäten. Ich wollte ein anderes Stück sehen, wofür ich aber keine Karte mehr bekommen habe. Deshalb war "We will rock you" ein "Notnagel-will-ich-eigentlich-gar-nicht-sehen-Ersatz-Musical" und ich von Anfang an nicht besonders gut gelaunt. Das hab ich selten, aber an dem Abend war es leider so. Die Cast hat mir gut gefallen, die Musik war toll. Queen Songs, was soll man sagen?! Trotzdem war es für mich kein Stück zum "gleich nochmal" angucken. Ich hätte es vielleicht tun sollen...


Alex Melcher und Vera Bolten 24.04.2013

Damals lag es aber auch daran, dass mich die Story des Musicals nicht wirklich überzeugen konnte:

300 Jahre in der Zukunft gibt es keine handgemachte Musik mehr, Instrumente, die Sprache Englisch und jede Form von Kreativität ist verboten. Was zählt sind Konsum und Oberflächlichkeit und das Leben findet Online statt. Der ganze Planet wird von der Internetfirma Global-Soft kontrolliert, an deren Spitze die Killer Queen und ihr Kommandant Khashoggi stehen. Jeder der sich gegen das System auflehnt wird eingesperrt und mit Gehirnwäsche "auf den Pfad der Tugend" zurück gebracht. Doch zwei Teenager "Galileo" und "Scaramouche" brechen aus diesem System aus, auch wenn sie selber nicht genau verstehen warum. Galileo hat ständig Fetzen aus Songs im Kopf, die er nicht kennt. Scaramouche ist von Natur aus ein rebellischer Typ. Die beiden schließen sich den „Bohemiens“ an, einer Gruppe deren Mitglieder sich nach einstigen Künstlern benennen und die auf den „Träumer“ warten, der einer Legende zu Folge das letzte verbliebene Instrument in der Arena der Champions finden soll und damit die Welt verändern wird. Doch die Killerqueen und Khashoggi sind ihnen immer auf den Fersen.

Das alles ist noch viel seltsamer als es in der Zusammenfassung klingt. Um nicht zu sagen: Völlig GAGA und in sich auch unlogisch. Die englische Sprache ist verboten und wird trotzdem gesungen. Es gibt keine Instrumente mehr und auch die Rockmusik ist fast komplett in Vergessenheit geraten, gleichwohl wird während des ganzen Stücks zu E-Gitarren und bester Rockmusik Vollgas gegeben. Und zwar sowohl von den Gaga-Kids als auch von Kashoggi, der Killerqueen und den Bohemiens in gleicher Weise. Außerdem leidet die Story an der typischen Jukebox-Musical Krankheit. Wie so häufig versucht man auf Teufel-komm-raus eine Handlung um bestimmte Lieder drum rum zu basteln. Besonders extrem ist mir das bei "Seven Seas of Rhye" aufgefallen. Schnell noch einen Pub danach benannt und schon hat das Lied seinen Platz in der Geschichte von "We will rock you". Andererseits: Die Songs sind toll und über die Story sollte man ja ohnehin möglichst nicht zu viel nachdenken. In London hab ich das leider getan.

Aber ich bin gut darin "zweite Chancen" zu verteilen - Besonders, wenn der Besetzungsplan der Tour mit tollen Darstellern lockt. Außerdem hatte ich mal wieder wirklich Bock auf ein Rock-Musical!!!! Dann halt doch: Queen auf Deutsch (edit: Es tat gar nicht weh!) Auf ins Gebrüll! Spaß haben in Essen!

Pssst... Ich nehme vorweg: Ja, ich hatte Spaß! Ja, seit 2 Wochen habe ich akuten Queen-Ohrwurm-Befall (eine sehr hartnäckige Spezies) und JA, ich hab mir wieder eine Karte gekauft und ich bin nochmal nach Essen gefahren. Ich kann also mittlerweile eine Two-in-One Blog schreiben... und ich "fürchte", hat es mich jetzt doch erwischt! - Besonders letztes Mal hab ich Tränen gelacht und war in bester Stimmung: Vorher, nachher und zwischendrin erst Recht.
Denn auch wenn die Story schwachsinnig ist – Es gibt viel, viel Situationskomik. Mancher Witz ist etwas flach geraten, aber oft, sehr oft hat man Grund zu Fröhlichkeit und Amusement. Besonders der permanente Schlagabtausch zwischen Galileo und Scaramouche ist immer wieder der Brüller. Sie putzt ihn ständig runter und er ist herrlich verpeilt. Mit den Killerqueen/Khashoggi Szenen hab ich es immer noch nicht so – aber was nicht ist, kann ja noch werden. Denn ich hab das Stück vermutlich nicht zum letzten Mal gesehen.

Neben der Beanspruchung meiner Bauchmuskeln (man nennt sie im Fachjargon auch Lachflash-Muskeln) wurde auch mein Rhythmus-Gefühl aktiv gefördert. Mitwippen, im Takt klatschen, Arme schwenken, applaudieren – alles dabei! Theater-Zumba für Anfänger und Fortgeschrittene - oder um es kurz zu machen: Ich wurde gerockt!!!

Wer waren die Täter?! Unterschiedlich... Beim ersten Mal waren es die "jungen Wilden" und beim zweiten Mal die "wilden 'Alten'".


In der Preview-Show am 9.4. standen Christopher Brose als Galileo und Jeannine Wacker als Scaramouche auf der Bühne. 
Christopher und Jeannine spielen die Rollen auf der Tour zum ersten Mal, wobei der Ausdruck "zum ersten Mal" etwas irritierend ist, denn mittlerweile haben beide schon an die 100 Shows in Basel hinter sich. 
Einen ersten Eindruck von Christopher hab ich schon vor einem knappen Jahr in Berlin bekommen, wo er den Steve in Hinterm Horizont gespielt hat. Als ich hörte, dass auf der Tour die Galileo Erstbesetzung würde, hab ich mich sehr gefreut und wusste sofort, dass das passt! Und das tuts auch. Davon konnte ich mich nun auch selber überzeugen. Ein toller Fiffy fürs Auge und fürs Ohr! Es hat riesig Spaß gemacht ihn in der Rolle zu erleben, auch wenn er noch ein paar mehr Ecken und Kanten haben könnte. Er und Jeannine Wacker sind jedenfalls ein eingespieltes Team, denn auch sie passt 100%ig in ihre Rolle. Klein und quierlig mit eine fantastischen Stimme und reichlich Energie. Mich wundert nicht, dass sie ein Stipendium für ein Musicalstudium in New York bekommen hat. Diesen Namen sollte man sich merken. 

Zwei Wochen später konnte ich die Kölner Ur-Rock-Yous Alex Melcher und Vera Bolten auf der Bühne erleben. Und hier fehlen mir schlicht die Worte. So gut mir die neue Cast gefallen hat - Alex und Vera haben mich restlos in den 7. Himmel gerockt. Streng genommen, passen beide mit Ende 30/Anfang 40 nicht mehr ins Rollenprofil, aber HimmelundHölle... wen juckt das?! Alex sprengt die Bühne! Seine Mimik ist der Knaller und er ist die geborene Rampen-Rock-Sau. Was andere Darsteller "spielen" haut er von Natur aus raus! Ich hatte wahlweise Gänsehaut, Kicher-Anfälle und ein permanentes grenzdebiles Grinsen auf dem Gesicht, das ich schon fleißig bei anderen Shows geübt hatte (Nicht dass da Übung nötig wäre). 
Und Vera? Sie hatte mal wieder ganz erheblichen Anteil daran, dass ich im Anschluss einen "Lach-Flash-Muskelkater" hatte. Allein wie sie manchmal bestimmte Sätze betont - ganz großes Kino.
Ich hatte das erwartet, denn ich hab beide schon häufiger zusammen auf der Bühne erlebt. Zuletzt in "Die Tagebücher von Adam und Eva", was -besonders in dieser Besetzung- eins meiner Lieblingsstücke ist. Aber langsam sollte ich mich dran gewöhnen, dass manche Darsteller das Zeug dazu haben hohe Erwartungen nicht zu erfüllen, sondern zu übertreffen. Was für eine Show! Jegliche Kritik, die ich an der Story habe, wurde  mir aus dem Kopf gepustet. Am Ende konnte ich nur noch wild klatschend auf meinem Platz rumhüpfen. Gerade beim Finale (We will rock you, We are the Champions und Bohemian Rhapsody) wünscht man sich, dass der Abend nie vorbei gehen würde und möchte wie bei einem Rockkonzert (was es dann ja auch ist) in einem fort "Zugabe" brüllen bis man heiser ist.

Ups - ich glaube, ich habe mich ein bisschen verschwärmt und noch gar nichts über Brit alias Markus Neugebauer geschrieben, der zu meinem indianischen Lieblingswikinger mutiert ist, über die Killerqueen Goele De Raedt, die eine Gesichtsakrobatik drauf hat, dass man es mit der Angst zu tun bekommen könnte oder Bap Niedeken alias Leon van Leeuwenberg wegen dessen "Fideo Kastagnette" ich fast vor Lachen vom Sitz gerutscht wäre. Es gibt wirklich wenig an der Besetzung in auszusetzen. Ich muss ganz sicher nochmal nach Essen! (By the way: Dort ist der Sprit auch viel günstiger - Da kann ich mir die Fahrtkosten direkt mal schön rechnen.)
 
Hätte mir einer vor drei Jahren erzählt, dass ich mal so begeistert über dieses Stück schreiben würde, hätte ich ein Fieberthermometer gereicht. Aber nun sollte ich vielleicht selber mal Fieber messen gehen. Die Musicalitis wird schlimmer und greift nun schon auf Stücke über, von denen ich dachte immun dagegen zu sein.
Ach egal - Wenns rockt, dann rockts!

Freitag, 19. April 2013

Aida 2013, Nordhausen

Das Theater Nordhausen lockt seit Jahren mit gut inszenierten Stücken und tollen Darstellern. Der Wunsch dort mal irgendein Stück anzuschauen, war schon vor dem neuen Spielplan 2013 da. Als der dann bekanntgegeben wurde, konnte man meinen Jubelschrei bestimmt bis nach Thüringen hören. AIDA!!! Das ist für mich nicht „irgendein“ Stück, sondern eins meiner Lieblingsmusicals, auch wenn ich bisher verhältnismäßig wenig Gelegenheit hatte es zu sehen. Nach Tecklenburg 2009 wurde es nun wirklich mal wieder Zeit!!!


Zur Zeit der Pharaonen führt Ägypten Krieg gegen das Nachbarland Nubien. Auf einem Feldzug erbeutet der oberste Heerführer Radames nicht nur reichlich Beute, sondern bringt überdies viele Sklaven mit zurück nach Ägypten. Unter den Gefangenen befindet sich -unerkannt- auch Aida, die Tochter des nubischen Königs. Radames bewahrt sie vor der Arbeit in der Kupfergrube und schenkt sie stattdessen der Pharaonentochter Amneris, die er in Kürze heiraten soll. Er jedoch fühlt sich mehr und mehr zu Aida hingezogen, die ihrerseits zwischen ihrem Volk und ihm hin und her gerissen ist. Wer das Stück kennt, weiß dass es dramatisch ausgeht, alle anderen können es wohl ahnen.

Das Musical stammt aus der Feder von und Tim Rice und Elton John. Musikalisch ist die Marschrichtung also absehbar. Es in erster Linie ein Pop-Musical, das durch viele tolle Balladen, Duette, Gospelstücke und rockige Nummern besticht. (*)
 

Das Theater Nordhausen spielt das Stück mit den englischen Original-Liedern und deutschen Dialogen. Ich bin schon einige Male gefragt worden, ob das nicht seltsam oder störend ist.
Für mich persönlich ist dies die perfekte Mischung! Ich habe von Anfang an hauptsächlich die Broadway CD mit Heather Headley als Aida und Adam Pascal als Radames gehört und geliebt. 
Vielleicht bin ich kein Maßstab, denn ich bin ohnehin jeder bekannten und weniger bekannten Sprache gegenüber aufgeschlossen. Ich fahre nicht nur regelmäßig nach London um mir Stücke anzugucken, sondern auch nach Holland und würde z.B. französischen Stücken eine Chance geben, obwohl ich beide Sprachen nur in Ansätzen beherrsche. Beim Musical kommt es mir vor allem auf das richtige Gefühl an! Oft versteht das Herz eh mehr als der Verstand je begreift. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass man offen für alles sein sollte.

Bei Aida wird es dem Zuschauer außerdem verhältnismäßig leicht gemacht. Von der Handlung wird sich aufgrund der deutschen Dialoge alles erschließen. Und bei den Songs hilft notfalls eine Übersetzung am die am oberen Bühnenrand eingeblendet wird.
Viele Zuschauer können sich auch nicht haben abschrecken lassen. Das Theater war komplett ausverkauft und ich weiß aus dem Bekanntenkreis, dass es sogar Wartelisten auf Karten gab und gibt. Auch für die nächsten Vorstellungen ist –bis auf Stehplätze- nichts mehr zu kriegen. Und ich geben dem Trend recht: Es lohnt sich wirklich!



Das Stück als solches ist ohnehin sehenswert, zudem ist das Theater Nordhausen seinem guten Ruf gerecht geworden und hat eine tolle Inszenierung mit überzeugender Besetzung auf der Bühne und im Orchestergraben auf die Beine gestellt.

Das Bühnenbild ist einfach, aber effektiv gestaltet. Häufig sieht man die Silhouette von Gebäuden im Hintergrund, ansonsten wird mit Raumteilern gearbeitet, so dass Szenenwechsel flüssig wirken und umbauten das Publikum nicht ablenken. 
Als besonders gut gelungen habe ich die Szene zu "Like Father, like Son" in Erinnerung behalten. Radames und sein Vater Zoser geraten aneinander und es kommt zum Bruch. Während ihres gesanglichen Schlagabtausches springen beide auf einen langen Tisch, der während des Liedes gedreht wird. Dies unterstreicht den Kampf den beide gegeneinander ausfechten.

Auch die Kostüme können lobend erwähnt werden - Bei den Perücken muss man leider Abstriche machen. Deshalb hat man Gut daran getan soweit es möglich war auf künstliche Haare zu verzichten Bei den Sklaven und Ägyptern hat man mit Kopftüchern oder zusätzlichem Kopfschmuck gearbeitet, so dass insgesamt ein harmonisches Bild erzielt wird. Das ist besonders wichtig, weil das Ensemble nicht unbedingt "typisch nubisch" aussieht, sondern sehr gemischter ethnischer Herkunft ist.

Das liegt daran, dass – wie in den meisten Stadttheatern – nur die Hauptrollen gecastet werden, während das Ensemble und das Orchester des Hauses spielt. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Produktionskosten nicht unnötig in die Höhe getrieben werden. Außerdem sind Ensemble und Orchester gut aufeinander eingestimmt. Apropos Orchester... Derzeit häuft sich die Kritik daran, dass bei großen Ensuit-Produktionen die Orchester immer mehr zusammengeschrumpft werden. Was dabei verloren geht, wird mehr als deutlich, wenn man -wie hier- hört und sieht wie es mit einem großen, sehr guten Orchester sein kann. Von meinem Platz aus hatte ich einen guten Blick in den Orchestergraben und es war eine Freude zu sehen, dass Musik noch echte Handarbeit sein kann. Besonders der Percussionist zog des öfteren meine Blicke auf sich. Für jeden noch so kleinen Ton holte er ein neues Instrument hervor. Von Zimbeln über Triangeln (nie wieder werde ich behaupten, Triangel sei ein leicht zu spielendes Instrument) zu Schellenkränzen und Trommeln. Musik ist Kunst und das was die Herren und Damen dort spielten lässt sich nicht am Keyboard samplen. Man hört den Unterschied.

Das Ensemble hat mich vor allem tänzerisch überzeugt. In Szenen wie "Another Pyramid" oder dem Manteltanz wirkte die Choreographie ebenso harmonisch wie mitreissend. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass die klassisch ausgebildeten Nebendarsteller und Chormitglieder eher im Bereich Oper/Operette Zuhause sind. So klingen die Chorstücke zum Teil ungewohnt klassisch und auch Mereb und Nehebka (Marian Kalus und Anja Daniela Wagner) wirkten zwischen den Musicaldarstellern stimmlich stellenweise etwas fehl am Platz. Beide haben gut ausgebildete Stimmen, die aber - weil sie eher nach Oper klingen - nicht so recht in ein Popmusical passen wollen. Doch da beide Darsteller nur relativ wenig Gesangsanteil haben und darstellerisch ihren Rollen durchaus gerecht werden, kann man an dieser Stelle ruhig Fünfe gerade sein lassen. Zumal die zubesetzten Hauptrollen nichts zu Wünschen übrig lassen:
 

Aida wird von Nyassa Alberta verkörpert.  Meine Vorab-Recherche hat ergeben, dass die Holländerin bei Sister Act unter anderem die Deloris spielt. Ich selber habe sie aber vorher noch nicht gesehen und war entsprechend gespannt.



Ich wurde nicht enttäuscht. Nyassa Alberta ist eine wundervolle Aida. Sie hat eine tolle, volle, soulige Stimme und kommt sowohl kämpferisch als auch verletzlich rüber.

Femke Soetenga hat schon häufiger in Nordhausen auf der Bühne gestanden und ist in meiner Musical-Welt alles andere als eine Unbekannte. Ob als Milady in den drei Musketieren, als Maria Magdalena in Jesus Christ Superstar oder als Mina in Dracula. Femke kommt, singt und siegt - wie eigentlich immer! 


Ich mag mich auch nicht immer wiederholen - ihr wisst schon, dass ich Femke sehr gerne höre und sehe und als Amneris hat sie mir auch wieder gefallen. Ihre Rolle ist eher an Willemijn Verkaiks Version der Pharaonentochter angelehnt, wie sie in Tecklenburg angelegt wurde (Mit waschechtem Wusch-wusch für alle Wicked Freunde).

Auch im Bezug auf Radames fühlte ich mich stark an die Tecklenburg Version erinnert (Und das nicht nur, weil Patrick Stanke erneut in die Rolle des obersten Feldherren schlüpft). Wie schon in der Freilichtbühnenfassung ist nicht von Anfang an klar, dass Radames Zosers Sohn ist. Stattdessen hat auch der Nordhäuser Radames seine Kindheit im Hurenhaus von Buto verbracht. Schon 2009 habe ich mich gefragt, ob diese Änderung irgendeinen Sinn hat oder die Geschichte weiter bringt. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Es stört mich jedenfalls nicht.




Patrick selber spielt routiniert - Es ist ja nach Essen und Tecklenburg schon das dritte Mal, dass er diese Rolle verkörpert. (Nein, ich sag jetzt nichts zum halbierten Körper). Ob deutsch oder englisch - Herr Stanke hats noch drauf.

Auch Kristian Vetter schlüpft als Zoser in eine vertraute Rolle. Er war bereits in Essen der intregante, machthungrige Strippenzieher und hatte wieder sichtlich Spaß an der Rolle des Bösewichts. Er hat eine wunderbar kraftvolle Rockstimme, die besonders bei "Like Father, Like Son" toll zur Geltung kommt.

Und auch das Publikum war begeistert. Ich habe mir zwei Vorstellungen angesehen -wenn man schon mal da ist- und beide Male ein vollbesetztes Theater und begeisterten Zwischen und Schlussapplaus erlebt. Ob jung oder alt, auch in der Pause hörte man durchweg positives Feedback. Die Auslastung des Theaters unterstreicht dies. Auch für die Vorstellungen nach der Sommerpause herrscht rege Nachfrage.

Wer die Musik und das Stück mag, wird von der Nordhausener (Nordhäuser?) Inszenierung begeistert sein. Die Ticketpreise liegen für die teuerste Kategorie bei ca. 25 €. Besser kann man für diesen Preis gar nicht unterhalten werden. Ich bin, seit es dieses Stück gibt, ein großer Fan der Geschichte. Für mich ist es eine wundervolle Mischung aus Romantik, Spaß und Drama. Deshalb kann ich es nur jedem wärmstens ans Herz legen.







(*) Vor Veröffentlichung des Musicals hat Elton John bereits 1999 ein sogenanntes Konzeptalbum herausgebracht, auf dem verschiedene international bekannte Künstler (Tina Turner, Lenny Kravitz, Janet Jackson u.a.)  Lieder aus dem Musical interpretieren. Am bekanntesten dürfte wohl die Version von „Written in the Stars“ (Sind die Sterne gegen uns) von Elton John und Lee-Ann Rimes, sowie „My strongest Suit“ (Mein Sinn für Stil) von den Spice Girls sein, da beide Songs auch als Singles ausgekoppelt worden sind und im Radio liefen.