Freitag, 17. Oktober 2014

Shrek - Das Musical in Düsseldorf

Im Märchenland herrscht Hochkonjunktur. Erinnert sich noch jemand an Bibi Blocksberg, die zur Märcheninsel reist, um den Märchenfiguren neues Leben einzuhauchen? Ich glaube fest an Hexen, klatsche für Feen und ich bin mir sicher, Bibis Aktion hat geholfen. Nie waren Märchen so beliebt wie in den letzten Jahren. Ob im Kino, ob als Animationsfilm, ob als Realverfilmung oder Serienhit - Märchen, Märchen, Märchen - wohin man auch schaut!
Und auch auf der Musicalbühne: Deutschland mag es bunt und lustig! Wer daran Zweifel hat, sollte sich unbedingt bei Shrek in Düsseldorf eines besseren belehren lassen. Ich habe mir das Spektakel am Freitag angeguckt und mit mir ein Saal voller begeisterter Zuschauer jeder Altersklasse und so ziemlich alle kamen später mit breitem Grinsen aus dem Theater!

Worum geht es bei Shrek?
Ich kann allen den Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks als Musicalvorbereitung empfehlen. An der Handlung wurde für die Bühnefassung etwas umgearbeitet, hält sich aber im großen und ganzen nah an die Filmvorlage. Hauptperson ist der muffelige Oger Shrek, der an seinem 7. Gebutstag - wie es Tradition ist - von seinen Eltern rausgeschmissen wird und sich fortan selber durchschlagen muss. Keiner begegnet ihm wirklich freundlich - und wie man in den (Oger)wald hinein schreit... so brüllt der verbitterte Oger hinaus. Am liebsten ist er allein in seinem Sumpf - also passt es ihm schonmal gar nicht, dass plötzlich Scharen von Märchenfiguren bei ihm einquartiert werden. Schuld ist Lord Farquaard, der den Märchenwald für sich haben will und alle anderen Wesen verbannt. Als Pinocchio, Rotkäppchen und Co. bei Shrek an die Sumpftür klopfen, beschließt dieser Lord Farquard mal gehörig die Meinung zu geigen und dafür zu sorgen, dass er seinen Sumpf bald wieder für sich alleine hat. Doch Lord Farquaard - der zu klein geratene Möchtegern-Tyrann stellt eine Bedingung: Shrek soll an seiner Stelle eine Prinzessin aus einem Turm befreien und bei ihm vorbei bringen, damit er sich die Krone unter den Nagel reißen kann - aber nichts dafür tun muss. Mit unfreiwilliger Reisebegleitung - dem vorwitzigen Esel, befreit Shrek Prinzessin Fiona aus einem hohen Turm und macht sich mit ihr und Esel zurück auf den Weg in die Hauptstadt Duloc. Bald schon fühlen sich Shrek und Fiona zueinander hingezogen, denn die Prinzessin ist lange nicht so prinzessinnenhaft wie man glaubt. In Wirklichkeit steht sie unter einem Fluch, der sie nachts selbst zum Oger werden lässt. Im Irrglauben, sie müsse den Lord heiraten um sich vom Fluch zu befreien, beschließt sie zu schweigen. So kommt es zu vielen lustigen Verwicklungen und die Reisetruppe wird durch diverse Abenteuer enger aneinander geschweißt als es Shrek am Anfang lieb ist. Bis zum Happy End für ihn, Fiona, Esel und die Märchentruppe vergeht einige Zeit... doch am Ende wird natürlich alles gut.

Das Stück zeichnet sich - wie schon der Film - durch einen schrägen, mitunter recht schwarz angehauchten Humor aus. Gepaart mit vielen schönen und stark performten Ohrwürmern wird das Musical zu einem fröhlichen Happening, das allzeit zu unterhalten weiß. Manche Lieder wurden aus dem Film übernommen, viele Songs sind extra für das Musical geschrieben worden. Die Übersetzung aus dem englischen Original habe ich als durchaus gelungen empfunden. 
Esel Andreas Wolfram und Lord Farquaard Carsten Lepper spielen sich und das Publikum um den Verstand und haben mich besonders beeindruckt. Mit enormen Wortwitz - viel Situationskomik und eine gehörige Portion Spielfreude wissen beide restlos zu überzeugen. Auch Shrek wird muffelig stark und grummelig-sympathisch dargestellt. Ich habe Frank Winkels in der Rolle gesehen und mochte sowohl seine Gesangsstimme, aber auch sein großartiges Spiel fürchterlich gerne! Prinzessin Fiona alias Bettina Mönch kann eine -für mich neue- Facette ihrer Kunst zeigen. Ich habe sie im vorherigen Sommer als tragisch-traurige Fantine in Les Miserables gesehen. Bei Shrek macht sie deutlich, welch komödiantisches Talent in ihr schlummert. Gerne hätte ich auch mal Jessica Kessler als Fiona erlebt, denn auch sie kann ich mir sehr gut in der Rolle vorstellen. An diesem Abend spielte Jessica aber das Rotkäppchen und sprach und sang das aufrührerische Lebkuchenmännchen, das die anderen Märchenfiguren zum Protest aufwiegelte. Wunderbar! Sie hat das ganze Stück noch zusätzlich eine gewisse Lebkuchenwürze verliehen und mich begeistert.

Es war ein rundum gelungener Abend im "Grünen". Die Kulisse ist für eine Tourproduktion aufwändig gestaltet und auch die Kostüme haben mir sehr gefallen. Pinocchios Nase wird bei jeder Lüge länger, es gibt - dem deutschen Publikum angepasst - einige Figuren die Hierzulande bekannter sind als anderswo. Wir begegnen Struwwelpeter, dem hässlichen Entlein, Frau Holle und allen möglichen weiteren Märchengestalten. Da fühlt man sich doch gleich wieder in die Kindheit zurück versetzt. Am besten gefallen hat mir aber der geniale Humor. Ich mags ja schwarz... Wie schon im Film liebe ich besonders die Szene, in der Fiona mit den niedlichen Vögelchen um die Wette singt und es in einem "Wer kann am höchsten singen" - Wettbewerb ausartet... Am Ende platzt der Vogel und es gibt Spiegelei zum Frühstück. Großartig!

Shrek ist definitiv ein gute Laune Stück, das aber nicht komplett oberflächlich daher kommt, sondern immer wieder Nuancen von Tiefgründigkeit aufweist. Eine tolle Mischung aus "sich selber nicht so ernst nehmen" und "denk mal drüber nach"-Momenten. 

Am Ende gab es viel Beifall und jeder verließ - um ein paar Ohrwürmer reicher - sehr beschwingt den Saal. Die Oger-Ohren waren übrigens schon vor der Show komplett ausverkauft.

Ich kann das Stück auf jedenfall empfehlen. Ich hoffe, dass ich es bis zum Ende der Düsseldorfer-Spielzeit noch einmal in den Märchenwald schaffe. Mich würden vor allem Andreas Lichtenberger (Meine absolute Lieblings-Hairspray-Edna) und Jessica Kessler in den Hauptrollen interessieren. Aber wie und wer auch immer - Lasst euch mitreißen. Oger sind wie Zwiebeln - sie werden braun und müffeln - quatsch... sie sind VIELSCHICHTIG!
Amen :)



Dienstag, 7. Oktober 2014

London - Ein kleiner (Musical) Guide :)

An einem Septemberwochenende im Jahr 2007 erwachte meine Liebe zur Hauptstadt Großbritanniens. Damals war ich das erste Mal in London und es war Liebe auf den ersten Blick! Die Metropole hat einfach alles zu bieten, was das Touristen- und vorallem das Musicalherz begehrt. Seit dem bin ich dieser Stadt verfallen und es zieht mich immer wieder dorthin. Mittlerweile kann ich auf 10 fantastische Reisen zurück blicken und könnte fast schon einen Reiseführer für Musical- und Theaterfans schreiben. Im Ernst: Ich werde immer wieder nach meinen Erfahrungen gefragt und es gibt tatsächlich einige Infos und Tipps, die ich gerne weiter geben möchte.
Eigentlich berichte ich in meinem Blog ja hauptsächlich von meinen Erlebnissen innerhalb des Theaters - aber in diesem Blogpost werde ich jetzt mal gehörig ausholen und die ein oder andere gestellte, oder nicht gestellte Frage beantworten.



 London ist eine großartige Stadt, die viel mehr ist als nur das West End. Es gibt tausend Dinge zu sehen und zu tun. Jeder kennt die vielen Sehenswürdigkeiten: Den Tower und die Tower Bridge, Big Ben, Buckingham Palace, London Eye, die Themse mit ihren vielen sehenswerten Brücken, Madame Taussauds, Sherlock Holmes Baker Street, Westminster Abbey, die vielen berühmten Parks, die Museen wie z.B. das British Museum, oder die National (Portrait) Gallery, Covent Garden mit seinem Markt und seinen Straßenkünstlern, Camden Town, für Shopping-Wütige die Oxford Street, Piccadilly Circus, Walking Tours durch London (z.B. spezielle Film-Walks wie diese hier *klick*) Ich muss sie nur nennen und schon beschleicht mich regelrechtes Heimweh nach der Stadt der Städte.
Natürlich habe ich mir auf meinen Reisen in die Metropole "alles" angesehen. Bei den letzten Trips lag der Fokus allerdings - ihr kennt mich - auf den Besuchen in diversen Theatern des West Ends. Aber zum einen lohnt sich auch hier ein Blick unabhängig vom jeweilige Stück, denn viele Theater sind von innen wie von außen wahre Schmuckstücke, die jedes Herz höher schlagen lassen.

 
Doch auch an Doppelshow-Tagen (ja, ich bin so verrückt mir zwei Shows am Tag anzusehen) hat man - so meine Erfahrung - immer noch genügend Zeit sich vom Flair mitreißen zu lassen und die Stadt zu erleben.

Wann ist aber die beste Reisezeit? 
 Lasst mich überlegen. Ich war praktisch schon zu jeder Jahreszeit dort. Mehrfach im September und November, aber auch schon im Januar, im Mai, im Juni... Im Grunde lohnt es sich immer. Aber meine allerliebste Reisezeit war tatsächlich Ende Januar. Damals musste ich alleine fahren, weil potenzielle Reisebegleiter meinten im Winter sei es zu trostlos, zu kalt, zu Wetter-unbeständig. Ich habe es trotzdem gewagt, weil meine Sehnsucht einfach zu groß war (Ob ich nun Zuhause Scheißwetter habe, oder in London - dann doch lieber in London!).
Losgeflogen bin ich bei arktischen -15 Grad... Kurz dachte ich, verdammt - vielleicht haben sie alle Recht und ich werde dort eines elenden Erfrierungstodes sterben. Interessanterweise ist der Kanal wohl eine Wetterschneise. In London selber war es mindestens 10 Grad "wärmer", immer noch kalt, aber klar und sonnig. Warm eingepackt, war es einfach herrlich. Überhaupt ist das Wetter in London viel, viel besser als sein Ruf. Aber das gilt für jede Jahreszeit. Nun aber weiter mit meiner Hommage an den Londoner Winter.......



Im Winter ist die Stadt lange nicht so überfüllt, wie in den frühen Sommermonaten. Während man sich im Juni auch während der Woche jeden Meter Raum beinahe erkämpfen muss (von den Wochenenden wollen wir mal gar nicht erst reden), hat man im Winter die Stadt - gefühlt - für sich. Nie war mein englisches Freiheitsgefühl so allumfassend wie im Januar. Um zurück aufs Musical-Thema zu kommen: Auch Theaterkarten-technisch ist der Januar ein Vorteil: Zwar kriegt man vor Ort immer nette Plätze für die meisten Stücke - aber weniger Touristen heißt natürlich auch weniger Konkurrenz. Doch zum Thema Musicaltickets komme ich später nochmal - natürlich!

Natürlich hat jede Jahreszeit in London ihren ganz eigenen Charme. Im Mai und Juni kann man oft schon im T-Shirt mit Picknick-Decke die vielen schönen Parks entern. Man kann mit leichterem Gepäck reisen. London im Frühling ist einfach wunderschön.



Man sollte aber vornehmlich in der Woche reisen, da es an den Wochenende wirklich schon an Wahnsinn grenzt was in der Stadt los ist. Doch Vorsicht: Ich hab festgestellt, dass vorallem der Juni eine beliebte Zeit für Klassenfahrten ist. So war ich dieses Jahr gefühlt permanent von richtig coolen Schülern umzingelt... Kann anstrengend sein! IST anstrengend! Da hilft oft nur die Flucht in den Theatersaal - aber Scherz beiseite.... Da wäre ich sowieso gelandet!

Im Herbst ist es auch recht voll, aber nirgends kann man die letzten warmen Sonnenstrahlen so schön genießen wie im Park und an der Themse. 

 Ich möchte das nicht missen!

Im November geht schon das Weihnachtsgeschäft los, viele Touris kommen für Weihnachtseinkäufe her - auch hier sollte man das Wochenende meiden, um den Wochenend-Weihnachts-Shoppig-Trip-Touris aus dem Weg zu gehen. Trotzdem hat das Ganze seinen Reiz: 

Weihnachtsdekorationen überall sorgen für vorweihnachtliche Stimmung. Das hat was!

Als Musical oder Theaterfan ist es ratsam insbesondere die Zeit von Dienstag bis Samstag anzupeilen, da in dieser Zeit die meisten Shows gespielt werden.
Abendvorstellungen gibt es normalerweise von montags bis samstags. Sonntags ist in den meisten Theatern spielfrei. Dienstags gibt es bei manchen Stücken auch Matinees, aber es sind eher wenige. Wer gerne (auch) in die Nachmittagsvorstellung möchte hat mittwochs und donnerstags die größten Auswahlmöglichkeiten. Freitags gibt es (jedenfalls zur Zeit) keine Matinee und samstags spielen alle Stücke auch nachmittags!
Die Theatermonkey Seite weiß was aktuell wann und wo läuft... *klick*
Im West End gibt es viel Auswahl, keine Frage, aber wie ich festgestellt habe, lohnt es sich auch durchaus mal nach den "kleineren" Shows zu gucken... Den sogenannten Off-West End Shows. Hier bekommt man für kleines Geld oft Lohnenswertes geboten - Es müssen ja nicht immer die gleichen Stücke sein - wie auch Hierzulande, sind es nicht immer die ganz großen Show die Eindruck hinterlassen... *klick*

So, jetzt bin ich schon mitten im Musical-Thema... Da kann ich dann ja auch gleich mal weiter machen.

Wo kauft man am besten seine Tickets? 
Gute Frage! Ich würde sagen: Unterschiedlich!
Zunächst einmal sollte man sich Zuhause grob Gedanken darüber machen, was man möglicherweise sehen möchte. Doch wie man plant und denkt, so kommt es nie.
Ich für meinen Teil fliege meistens nur mit einer wagen Ahnung worauf ich Lust haben könnte nach London und gucke dann, was mich vor Ort tatsächlich anspricht!
Ich habe noch nie... noch NIE! vorher Tickets gekauft. Solltet ihr aber z.B. "Book of Mormon" ums verrecken gucken wollen - ohne wenn und aber, dann müsst ihr das Ticket definitiv vorher ordern. Gleiches gilt für manch ein Theaterstück mit Starbesetzung. Aber in den meisten, ich will fast sagen so gut wie allen anderen Fällen, kriegt man gute und günstige(re) Tickets am besten vor Ort!

Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Die Preis-Leistungsmäßig beste aller Möglichkeiten sind die sogenannten Dayseats. Viele Theater bieten diese am Tag der Vorstellung an. Da kriegt man für kleines Geld Top Plätze. Allerdings muss man sich früh morgens dafür anstellen, damit man bei Öffnung der Kasse um 10 Uhr eine (oder zwei) Karte(n) ergattert. Ein paar Beispiele: Dayseats gibt es bei Wicked für 27,50 Pfund - man sollte so um acht Uhr rum dort aufschlagen, denn die Anzahl ist begrenzt. Dafür sitzt man dann in der ersten Reihe und besser kann man bei dem Stück nicht sitzen. Die Bühne ist nicht besonders hoch und es gibt einen breiten Gang bis zum Orchestergraben. Man ist nah dran, aber hat doch noch einen guten Überblick. Außerdem hab ich die Erfahrung gemacht, dass gerade bei Wicked das Publikum recht unruhig ist - da ist es besser, die restlichen Zuschauer sozusagen hinter sich zu lassen.

Ebenso ist es bei Miss Saigon. Das frühe anstehen lohnt sich. 20 Pfund für die erste (und beste) Reihe - das Angebot ist einfach nicht zu toppen.
Es bietet sich an, sich an Doppelshow-Tagen anzustellen. Denn doppelte Shows - doppelte Auswahl.

Bei Once reicht es für gewöhnlich um halb zehn dort aufzuschlagen, manchmal kriegt man auch später noch Dayseats für 25 Pfund. Normalerweise wird auch hier die erste Reihe angeboten. Die Bühne ist zwar hoch und man sitzt direkt am Rand, aber gerade die Plätze am Mittelgang sind trotzdem in Ordnung und für den Preis nicht zu verachten. Hin und wieder bekommt man auch andere Plätze, aber bei mir war es immer die erste Reihe.

 Billy Elliot bietet ebenfalls Dayseats in der ersten Reihe an. Davon würde ich allerdings abraten, da die Bühne extrem hoch ist und man bei Tap-Dance Nummer von dort die Füße nicht sehen kann und insgesamt eine Nackenstarre riskiert. 
 Für Billy Elliot gibt es fast immer auch Discount Tickets am TKTS, aber dazu komme ich später.
Matilda hat Dayseats nur für Personen zwischen 16 und 25 Jahren und sie sind auf 1 Ticket pro Person begrenzt, so dass man sich nicht aufteilen kann, wenn man bei verschiedenen Stücken anstehen möchte.
Bei War Horse haben wir Dayseats für unschlagbare 12 Pfund bekommen!
Auch bei anderen Short-run Theaterstücken gibt es oft Dayseats...
Eine Übersicht und Erfahrungsberichte findet ihr hier: *klick*

Ich hab vorhin Book of Mormon erwähnt. Die Show ist dermaßen beliebt, dass es schwierig ist Tickets direkt vor Ort zu bekommen. Full Price Tickets sind, wenn man sie vorab bucht, gelinde gesagt schweineteuer. Eine günstige Möglichkeit bleibt. Aber da muss man auf sein Glück vertrauen. Jeden Tag startet um 17 Uhr für die Abendshow und an Doppelshow Tagen um 12 Uhr für die Nachmittagsvorstellung eine Lotterie. Man hat eine halbe Stunde lang die Möglichkeit ein Los auszufüllen und einzuwerfen. Um halb eins, bzw. halb sechs beginnt dann die Ziehung der Gewinner (Achtung: Ausweis bereit halten). Die Ziehung an sich ist schon ein riesen Spektakel. Es macht Spaß - sogar wenn man leer ausgeht! Gewinnt man, kann man ein oder zwei Tickets (je nach dem wieviel man angekreuzt hat haben zu wollen) für 20 Pfund das Stück kaufen. Ich habe 3 mal teilgenommen (oder 4 mal?) Leider hat es nie geklappt - aber ich werde nicht aufgeben. Nächstes Mal stehe ich dort wieder!

Discount-Tickets für den selben Tag gibt es auch am TKTS Stand am Leicester Square. Wenn man vom Picadilly Circus kommt, direkt rechts hinter dem runden Parkabschnitt mit der Shakespeare Statue (zwischen Park und Bens&Jerrys). Das Gebäude sieht ein bisschen wie ein Klohäuschen aus und hat kleine Verkaufsfenster. Vorne ist angeschlagen welche Shows im Angebot sind. Den ganzen Tag über kriegen sie dort immer wieder neue Tickets rein. Es ist also immer ein kleines Glücksspiel. Aber bin dort nie ohne tolle Tickets wieder weggegangen.
In der Woche kriegt man die meisten PK 1 Tickets für unter 40 Pfund. So hab ich für Les Miserables dort für die erste Reihe (einmal in den Stalls - im Parkett und einmal auf dem Dress Circle, also dem ersten Balkon) jeweils nur 39 Pfund bezahlt. Auch Billy Elliot ist oft für diesen Preis zu haben. Ich empfehle dort mittige Plätze zwischen Reihe 6 und 10.
Manchmal haben die auch tolle Full Price Tickets im Angebot. Mein Schnäppchen war "Charlie & the Chocolate Factory für 40,50 Pfund in der ersten Reihe Mitte. Angeblich hat man da eine eingeschränkte Beinfreiheit, aber auch wenn ich größer wäre - ich fand es dort sehr bequem und von der Sicht perfekt! Mehr als perfekt sogar... Denn auch bei Charlie ist die Bühne niedrig und tief, so dass man besser als in der ersten Reihe nicht sitzen kann! (Stichwort: unruhiges Publikum).
Die Herren und Damen am TKTS sind sehr nett und können einem auch mal den ein oder anderen Tipp geben.
Rund um den Leicester Square gibt es noch weitere Half-Price Verkaufsstände, aber da wäre ich vorsichtig. Manche sind nicht so ganz koscher und dort kriegt man auch nicht unbedingt die besten Plätze, da solche Verkaufsstellen nicht offiziell sind, oder nur ein sehr limitiertes Angebot haben. Deshalb lieber gleich bei TKTS anstellen. Dort gibt es auch Straßenkarten vom West End, wo alle Theater eingezeichnet sind und man hat auch noch mal eine Übersicht was aktuell läuft, wie lange das jeweilige Stück geht und an welchen Tagen es gespielt wird.
Das tägliche Angebot kann man übrigens auch im Internet abrufen, auch wenn ich nicht weiß wie aktuell es ist - denn wie gesagt - sie kriegen im Laufe des Tages immer wieder neue Restkarten zum Verkauf rein. Für den Internetauftritt klickt hier hier: *klick*

Letzte Möglichkeit: Direkt beim Theater nachfragen. Les Miserables verkauft zum Beispiel für 10 Pfund (es kann sein, dass sich der Preis auf 15 Pfund erhöht hat) sogenannte Standing Seats, wenn die Vorstellung ansonsten ausverkauft ist. Also erst kurz vor Vorstellungsbeginn. Die Standing Seats sind allerdings ganz hinten auf dem obersten Rang und damit sehr, sehr, sehr weit oben und sehr, sehr, sehr weit weg. ABER die Akkustik dort ist der Hammer und man sieht alles (wenn auch im Kleinformat). Wir haben das einmal gemacht. Lieber sitze ich für 40 Pfund in den Stalls, aber wenn man es unbedingt sehen und hören möchte und es ausverkauft ist, ist das eine gute und vorallem günstige Gelegenheit!
Auch sonst kann man am Theater Glück haben, denn insgesamt sind die Preise - auch wenn man sie voll bezahlt - wesentlich moderater als bei uns. Außerdem bieten einige Theater Rabatte für Studenten an, glaube ich. Ich hab das nur einmal bei Wicked nutzen können, aber es lohnt sich bestimmt einfach mal nachzufragen, wenn man einen Studentenausweis hat.

Wie kommt man von einem Theater zum anderen?
Wenn man länger als 3 Tage in der Stadt ist, empfielt sich die Wochenkarte für die U-Bahn. Damit kann man sämtliche Verkehrsmittel, also auch Busse, nutzen und muss sich keine weiteren Gedanken machen. Man bekommt eine Chipkarte, die man an den U-Bahnen nur gegen die Schranken halten muss und schon kann man fahren wohin und so oft mal will. Das U-Bahn-Netz ist praktisch selbsterklärend. Die Züge fahren nach Norden, Süden, Westen oder Osten und es ist kinderleicht von einem zum anderen Ort zu kommen. Allerdings ist die U-Bahn Karte nicht gerade maßstabsgetreu. D.h. manchmal sieht etwas irrsinnig weit entfernt aus und man fährt mit der Bahn, steigt vielleicht sogar noch um und läuft auch unter Grund lange Strecken, obwohl das Ziel über Tage problemlos zu Fuß zu erreichen gewesen wäre. Manchmal empfielt es sich deshalb sich einfach mit einer normalen Straßenkarte auf den Weg zu machen. Dann sieht man auch viel mehr. Ich musste das auch erst lernen.
Ansonsten kann man auch "Pay as you go" machen - dann läd man sich einfach einen gewissen Betrag auf die Karte und zahlt pro Fahrt. Aber das lohnt sich nur, wenn man nicht viel U-Bahn fahren will, sonst läd man ständig wieder neues Geld auf. Böse Falle!

London ist gar nicht so teuer wie man denkt. Besonders wenn es ums Essen geht. Überall gibt es kleine Supermärkte (Marks and Spencers, Tesco, Selfridges), wo man Pies und Sandwiches für einen relativ günstigen Kurs kaufen kann und auch wenn man mal im Pub oder Restaurant essen gehen möchte, ist das lange nicht so teuer, wie einem das in der Presse oft suggeriert wird.
Was richtig ins Geld geht sind aber leider die Übernachtungen und die Transportkosten. Bei ersterem hab ich auch noch nicht die perfekte Lösung gefunden. Hostels sind manchmal nur grenzwertig bequem/sauber/angenehm/ruhig. Da darf man keinen Luxus erwarten, obwohl sie trotzdem nicht gerade günstig sind. (Bitte - falls jemand eine günstige, saubere, ruhige, zentrale Schlafmöglichkeit in London findet: Info weitergeben!!!)
Alles in allem hab ich für meine Urlaube in London inklusive Musicalbesuchen aber immer noch wesentlich weniger bezahlt, als wenn ich die gleiche Anzahl an Shows inklusive jeweiliger Städtereise in Deutschland besucht hätte. PLUS: Man ist in London!!!

Abgesehen davon, dass London eine tolle Stadt ist und so sehr ich auch mache Produktion in Deutschland liebe... Die Qualität und Auswahl, die einem im West End und Off West End geboten wird, ist unerreicht. Nirgendwo sonst hab ich so glänzend besetzte Stücke gesehen. JEDER der in London spielt ist der Hammer. Bis in die kleinste Rolle ist jedes Stück großartig besetzt. Die Hauptbesetzungen spielen - anders als bei uns - normalerweise so gut wie jede Show, so dass man relativ sicher weiß, dass man sieht wen man sehen will, wenn man jemand bestimmtes sehen will. Aber selbst wenn mal das Cover einspringt: Nach solchen Understudies würde man sich hierzulande die Finger lecken. Klar, Englisch ist Weltsprache. Besetzt man im englischsprachigem Raum eine Rolle, dann hat man ungleich mehr Auswahl an tollen Darstellern, die man für diese Rolle casten kann. Deshalb: Musicaltheater in London ist Musicaltheater von einem anderen Stern. Meiner Meinung nach (aber das ist rein subjektiv), übertreffen die meisten Casts in London auch den Broadway, aber wie gesagt - das ist mein subjektives Empfinden.
Außerdem möchte ich jedem ans Herz legen in London Stücke mit Kindern zu gucken: Matilda, Charlie, Billy Elliot - Ihr werdet nicht fassen können, wie unglaublich talentiert die Kiddies dort sind. Da bleibt einem regelmäßig die Spucke weg. Naja, die meisten konnten sich ja im Kino einen Eindruck davon verschaffen. Falls nicht und falls ihr auch nicht nach London kommt: Besorgt euch mitte November die Billy Elliot DVD. Ein größeres Ausrufezeichen könnte ich nicht hinter meine Aussage machen.

Ok - ich komme vom Thema ab und es ist schon spät! Bevor ich aber meinen Post heute schließe, hier noch ein kleiner Aufruf. Ich hab versucht auf möglichst viele Themen einzugehen. Der Blog hier ist aber nicht allumfassend und ich möchte ihn gerne noch ergänzen und immer mal wieder updaten. Deshalb: Stellt mir Fragen, gebt mir Feedback. Was interessiert euch noch - was wollt ihr wissen? Ich helfe gerne weiter!
Fragen könnt ihr als Kommentar im Blog hinterlassen oder auf meiner Facebook Seite als private Nachricht schreiben. Den Link zur Seite findet ihr hier: *klick* Für Anregungen bin ich immer dankbar.
Nach und nach kann ich auch ein paar Fotos hochladen, um die Lust auf London noch zu steigern. Bei Euch... und bei mir. Denn nach all der Schreiberei packt mich gerade wieder das Fernweh!

In diesem Sinne: Einen schönen Abend und gute Nacht.







Samstag, 4. Oktober 2014

Probenbesuch bei Shrek in Düsseldorf

Heute hatte ich die tolle Gelegenheit zusammen mit noch zwei anderen Theater- und Musical-Bloggern einen Blick vor und hinter die Kulissen von "Shrek - Das Musical" zu werfen.

Das Musical hat am 19.10.2014 Deutschland-Premiere im Capitol-Theater Düsseldorf  und war zuvor schon sehr erfolgreich am Broadway, in London und auf diversen Touren zu sehen. Es basiert auf dem gleichnamigen Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks. Das Stück selber kenne ich bisher nur ausschnittsweise -aber mit dem Film im Hinterkopf- ahnt man schon, dass man sich auf ein ein buntes, lustiges Spektakel freuen darf!


Zwei Wochen vor der ersten Preview herrscht im und um das Theater natürlich geschäftiges Treiben und man kann schon die Vorfreude fast mit Händen greifen. Überall wird fieberhaft gearbeitet, damit alles fertig ist wenn es endlich losgeht. Deshalb war es besonders toll, dass sich alle trotzdem viel Zeit für uns genommen haben und wir in verschiedene Bereiche reinschnuppern durften. Ich sage euch: nichts schnuppert sich besser als Theaterluft - aber da erzähle ich wohl sicher nichts neues!

Los ging es für uns im Foyer, wo wir uns mit Lara Neumann (Social Media), Anne Theurich (Pressevertreterin) und Michael Eisenburger (künstlerischer Leiter) zusammen setzten. Michael - vielen vielleicht auch als Darsteller noch ein Begriff - stellte uns das Stück vor und erzählte uns was uns in der Probe erwarten würde - nämlich ganz viel aufregendes!!
Die erste Bühnenprobe mit den kleinen Fionas im Turm! Spannend!!!!

Kurz zur Erinnerung: Fiona wird seit ihrer Kindheit in einem Turm gefangen gehalten und träumt von einem Prinzen der sie befreit... Nur dass der Prinz dann ein dicker, grummeliger, grüner Oger ist - nicht gerade der Traum ihrer schlaflosen Nächte.

Im Musical wird - anders als im Film - gezeigt, wie Fiona im Turm heranwächst und älter wird. Sie ist alleine mit ihren Puppen und ihren Märchenbüchern. Am Anfang ist sie voller Hoffnung, dass sie bald befreit wird, als Teenie träumt sie besonders intensiv von dem tollen Prinzen aus den Büchern, aber nach 8.423 Tagen ist sie gefrustet und verdammt sauer, dass der olle Prinz immer noch nicht da ist! Männer! Aber so ganz gibt sie die Hoffnung nicht auf...


Fionas Turm - später wechselte noch der Hintergrund
Michael wies vorher daraufhin, dass alles noch "Work in progress" sei - In der Broadway Version geht Fiona um den Turm herum und wird immer älter. Hier ist es erstmal so angedacht, dass Fiona zwischenzeitlich hinter der Brüstung verschwindet und dann eine ältere Version von ihr zum Vorschein kommt.
Wir konnten ein-zwei komplette Durchläufe der Szene sehen und ich finde sie äußerst gelungen!
Aus der kleinen Fiona wird Denise Jastraunig als Teen-Fiona...



 ...und aus Denise wird Jessica Kessler als erwachsene Fiona. Beide Darstellerinnen sind die Cover-Besetzung für die jeweilige Rolle und spielen im Stück aber auch noch andere Figuren.



...Moment: Sprechen erwachsene Frauen mit Socken-Freunden? Naja, vielleicht wenn sie 8.423 Tage in einem Turm gefangen sind... Ja, da kann man schon mal ein bisschen wunderlich, wundervoll, wunderbar, wunder...wie auch immer werden!


Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte...
Aber nun zurück zu den eigentlichen Stars des Nachmittags: Den Kids!

Die Arbeit mit Kindern ist immer spannend. Erst sind sind sie etwas schüchtern und zurückhaltend, aber wenn sie sich "eingelebt" haben, gehts rund. So ähnlich drückte es Michael vorher aus und - ja - wir konnten uns davon überzeugen.
Regisseur Andreas Gergen scheint ein wirkliches Händchen für die Arbeit mit Kindern zu haben. Auf der Bühne herrschte eine lockere Atmosphäre. Immer wieder wurde mit dem musikalischen Leiter Heribert Feckler gescherzt und die Kinder bekamen viel verdientes Lob.


Andreas Gergen gibt Regie-Anweisungen und der Bodennebel wallt...
In jeder Vorstellung stehen 2 Kinderdarsteller auf der Bühne. Denn es gibt auch einen kleinen Shrek! Die 5 Jungs, die sich diese Rolle in Düsseldorf teilen sind zwischen 7 und 10 Jahre alt und einer von ihnen - der 9 jährige Georgi, durfte an diesem Nachmittag zum ersten Mal in sein Kostüm schlüpfen.


Georgios Bakopoulos präsentiert stolz sein Shrek-Kostüm
Ist das nicht ein Traum?!??

Die Rolle der "Baby"Fiona wird im Wechsel von 5 Mädchen im Alter von 9 bis 11 gespielt. Alle 5 hatten heute ihren ersten großen Bühnenauftritt. Wie aufregende und toll, dass wir live dabei sein durften. Außerdem gab es auch schon einen Vorgeschmack darauf, wie Fiona später auf der Bühne aussehen wird.


Emmi Lee als Mini-Fiona
Jedes der Mädchen durfte ihren Part einmal oder öfter probieren und ich muss sagen - sehr unterschiedliche Fionas, aber alle auf ihre eigene Art großartig. Es war höchst spannend, die selbe Szene direkt nacheinander von verschiedenen kleinen Künstlerinnen zu sehen und zu hören.


Julia Fiona Cherobim, Emmi Lee Epstein (im Kostüm), Charlotte Hyde,
Charlotte Schilbach, Monika Schmidt und die Puppe
Wir haben ungefähr eine Stunde lang immer wieder das selbe Lied, nämlich "Heut' ist der Tag" gehört und ich hätte es noch den ganzen restlichen Tag hören können, ohne dass es mich gelangweilt hätte. Das Lied hat eine tolle Melodie und der Text ist witzig.
Am Ende des Liedes singen alle drei Fionas zusammen und es stellte sich auch promt die erste Gänsehaut bei mir ein.


Monika, Jessica und Denise "Heut ist der Tag"
Ich kenne bisher nur noch ein weiteres Lied aus dem Stück, bin also noch Shrek-Musical-unerfahren - aber nach diesem Einstieg habe ich wirklich Blut geleckt und freue mich schon sehr auf mehr (Und was sich reimt ist gut...)!



Zwischen den Durchläufen wurde viel gescherzt - insbesondere, wenn der Bodennebel mal wieder ein bisschen zu hoch stieg. Wir haben gelernt woran das liegt (Es war eine Bildungsreise) - aber ich habs wieder vergessen - hat irgendwas mit Chemie zu tun... Was aber hängen gebliebe ist, ist die angenehme Proben-Atmosphäre im Theater. Da stimmte anscheinend die Chemie (Puh - Kurve gekriegt!). In einem Moment wird gelacht, im nächsten wird wieder konzentriert und professionell gearbeitet.



Sowohl von den Profis, als auch von den Profis in progress...



Eigentlich konnten wir uns kaum losreißen, aber irgendwann wurde es dann Zeit weiterzuschauen.

Zusammen mit Anne und Lara durften wir auch einen Blick hinter die Bühne werfen. Wenn man -wie ich- sonst eigentlich nur den Zuschauerraum kennt, ist das wirklich eine tolle Erfahrung. Dort durften allerdings keine Fotos gemacht werden, aber ich sag euch: Es ist viel größer und möglicherweise sogar ganz anders, als man es sich vorstellt. Wobei ich nicht ganz genau weiß, wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe.
Hinter der Bühne stehen schon viele Kulissenteile bereit unter anderem *aufschrei* der geniale lila/pinke Drache! Er wird von 4 Personen bespielt und wird ganz sicher einer der Stars jeder Show sein. Ich bin jetzt schon verliebt!
Außerdem findet man auch das Orchester im Capitol hinter der Bühne und wir durften mal winken!

Danach ging es nach oben, in den "Friseursalon" und in die "Kleiderkammer" und wir durfte uns anschauen, wie die Perücken gemacht werden (außerdem Hände, Füße, Nasen, und und und...) und in welchen Kostümen die Darsteller später stecken werden. Dieses Musical mit all seinen Märchenfiguren ist ganz sicher eine Herausforderung für jeden Kostüm- und Maskenbildner. Und die Damen und Herren hinter den Kulissen machen eine wundervollen Job. Was wir gesehen haben, war der Wahnsinn. Wie ich schon weiter oben vermutete habe: Es wird bunt, es wird ein Spektakel und sicherlich ein riesen Spaß!

Fiona und Shrek werden bestimmt ein tolles Team!
Ich freu mich jeden Tag, den die Premiere (bzw. die Preview) näher rückt mehr darauf!
Es war ein unglaublich interessanter, spannender Nachmittag im Capitoltheater vor und hinter den Kulissen und kann mich nur von Herzen bedanken, dass ich dabei sein durfte!


Ich hoffe euch gefallen die Fotos und ihr konntet dadurch ebenfalls ein bisschen daran teilhaben! Kommentiert gerne, wenn ihr noch etwas wissen wollt oder euch etwas zum Thema einfällt. Ich freu mich immer über Rückmeldungen.

Guckt auch gerne mal auf meiner Facebookseite vorbei. Ich habe dort noch andere Fotos gepostet, die hier nicht so richtig passen.









Freitag, 3. Oktober 2014

Bonnie & Clyde, Bielefeld

„Adam und Eva“, „Romeo und Julia“, „Jekyll & Hyde“, „Tom und Jerry“…. Viele Paarungen sind wohl jedem ein Begriff. So sicherlich auch „Bonnie und Clyde“. Mir schießen dabei folgende Stichworte durch den Kopf: Gangsterpärchen, Amerika, beide tot – erschossen? Das wars auch schon… Ähm - Ehrlichgesagt beruht mein ganzes Wissen um die Beiden auf einem Lied von den Toten Hosen… Ihr seht – es war wirklich wichtig, mich auf diesem Gebiet weiterzubilden und meine Bildungsreise führte nach – natürlich… nach Bielefeld! (Gibt’s ja nicht…!) 

Ursprüngliches Musical-Plakat am Broadway

„Bonnie und Clyde“ erzählt – oh Überraschung – die Geschichte von Bonnie und Clyde. Sie beginnt in den frühen 20er Jahren. Clara Bow genannt Bonnie ist noch ein junges Mädchen und hat nur einen Traum: Sie möchte berühmt werden – egal wie. Clyde hat da bereits genauere Vorstellungen: Seine großen Vorbilder sind allesamt Verbrecher und er möchte nichts lieber als in deren Fußstapfen zu treten. Als sich beide 12 Jahre später treffen ist die Weltwirtschaftskrise im vollen Gange. Geld und Liebe spielen eine Rolle, sind aber nicht der Motor, der die beiden antreibt. Es ist der Kick und das Adrenalin, dass sie zu immer gewagteren Coups führt. Mit Banküberfällen fängt es an, aber schon bald geht das Pärchen über Leichen. Sie erreichen einen fragwürdigen Kultstatus - werden praktisch während der Bankraube von der Presse und von Fans belagert und um Interviews und Autogramme gebeten. Bonnie - erst noch unsicher genießt ihren Status als berühmte Gangsterbraut bald in vollen Zügen.
Dem gegenüber steht Clydes Bruder Buck und dessen Frau Blanche. Buck war einst Clydes Verbündeter fast ebenso häufig im Gefängnis. Doch Blanche macht ihm die Hölle heiß, denn sie möchte ein normales Leben führen. Letztendlich schließt sich Buck der Bande aber wieder an und natürlich kommt alles anders als geplant und endet im Kugelhagel.

Insgesamt habe ich ein solide gespielt, gesungen und inszeniertes Stück gesehen. Die große Begeisterung blieb bei mir allerdings aus. Woran das lag? Ich würde sagen an vielen Kleinigkeiten. Die Musik von Wildhorn war weniger eingängig als sonst. Das Ganze klingt musikalisch auch gar nicht so sehr nach ihm. Ernsthaft – ich hab tatsächlich keine Ohrwürmer von anderen Wildhorn-Stücken bekommen, während ich dieses hier schaute. Leider habe ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ohrwürmer bekommen. Zwar fand ich die Musik passend, aber wirklich hängen geblieben ist nur das eine Stück, das ich auch schon auf Englisch kannte „You love who you love/Du liebst wen du liebst“. Versteht mich nicht falsch – die Musik war nicht schlecht, trotzdem habe ich im Nachgang nicht das Bedürfnis die CD zu kaufen.

Trailer des Theaters Bielefeld bei Youtube

Auch die Inszenierung selbst lässt mich etwas unentschlossen zurück. Einerseits wartet das Stück mit einer ansprechenden Kulisse auf, viele Ideen sind toll und die Umsetzung des Stoffs stellenweise gut gelungen, andererseits dauert es gefühlt oft endlos bis die einzelnen Bühnenteile über einen Drehteller in den Vordergrund gefahren sind. Dadurch verliert auch die Handlung an Schwung. Dabei hat die Thematik ja durchaus potenzial rasant und aufregend zu sein – Schade, dass ich das Stück trotzdem eher als etwas lang empfunden habe. 

Das Theater Bielefeld setzt diesmal auf eher unbekanntere Namen - was aber kein Nachteil sein muss. Alle Darsteller haben einen guten Job gemacht. Besonders gefallen hat mir Clyde alias Benedikt Ivo und Navina Heyne als Blanche. Abla Alaoui spielt die Bonnie ausdrucksstark und hat mir hauptsächlich bei ruhigeren Liedern gesanglich gefallen. Bei höheren Tönen wurde sie mir oft einen Ticken zu schrill - insgesamt hat mich ihre Leistung aber ebenfalls überzeugt. Die einzigen Bekannten Gesichter in der Cast waren für mich Tina Haas als junge Bonnie und in diversen Ensemblerollen, sowie Thomas Klotz, als Ted Hinton. Dieser ist ein Jugendfreund von Bonnie und immer noch schwer in sie verliebt ist - auch wenn er als Polizist eigentlich auf der Gegenseite steht. Die Rollen sind gut besetzt und das Ensemble hat mich ebenfalls überzeugt. 

Alles war in sich stimmig, aber wie schon gesagt: Aus dem Sitz gerissen hat mich das Stück leider zu keinem Zeitpunkt.
Trotzdem bereue meinen Besuch nicht. Das Musical hat mich weitgehend gut unterhalten und ich habe mich gefreut mal wieder etwas neues auf "meinem Spielplan" bekommen zu haben. Ich halte das Stück für sehenswert, aber habe - anders als so oft - nicht den Drang gleich erneut eine Karte zu kaufen.